Menschen wählen meistens die Wahrheit, die für sie am bequemsten ist. Die, die nicht erfordert, sein Weltbild, die eigenen Leistungen und den eigenen Alltag, und überhaupt alles, was eine Gewohnheit geworden oder noch tief im Inneren als Sehnsucht oder Antrieb da ist, zu hinterfragen.
Dabei wäre es manchmal doch so nützlich, genau das zu tun. Ja, es macht im Inneren oft wahnsinnig und erfordert sehr viel Mut zur Instabilität.
Das Unangenehme ist aber, dass dies nicht zu tun, auch sehr unangenehme Nebeneffekte hat. Nehmen wir nur als Beispiel das immer wieder, mantrahaft gepredigte “harte Arbeiten”, auf das soviele in der Aggro-Fraktion von Magick Male so stolz sind. Schon der gute Orlando (bürgerlicher Name: Roland H. Bellstedt) bemerkte in seinen ersten Produkten an, diese “preußische Arbeitsmoral” sei ein großes Problem, und er habe nicht so leben wollen. Und so erschuf er den sogenannten “Magick Male Prozess”, in dem “ManiLOA” ein so großer Bestandteil ist.
Seine eigene Aussage zu dem Thema ist, dass es nicht darum geht, “zu handeln, handeln, handeln”, sondern mit einer inneren Einstellung, die nahe an dem der dekadenten Aristokraten aus dem alten Rom, oder eines Adeligen, quasi einen “Wunsch” ins Universum zu schicken. In einem Podcast beschrieb und demonstrierte er es.
Komischerweise ist aber gleichzeitig der Meinung, dass die “Snowflake”-Generation zu “entitled” wäre, also denken würde, dass ihnen etwas aus dem nichts zusteht.
Ähm. Einen kleinen Augenblick mal. Was war nochmal eine Definition von Manifestation, die Orlando immer so gerne zitiert? “Etwas aus dem Nichts erschaffen, bekommen, sich “herbeiwünschen / manifestieren”.
Zu gut Deutsch: Das, was im Moment bei Magick Male abgeht, ist das genaue Gegenteil von dem, was gelehrt wird. Und wer die “ursprüngliche Lehre” von MM umsetzt, darf sich wahrscheinlich auf einen Vernichtungsversuch der Community (und des MM-Teams) einstellen, der sich gewaschen hat.
Wenn einer Dame die Wahrheit herausrutscht
Ungefähr so widersprüchlich, unangenehm und potentiell extrem gefährlich ist die Lehre, dass Frauen vor allem auf “Persönlichkeit” achten, bzw. von dieser angezogen werden. Nun ist das eine sehr weitgefasste Aussage, die fast alles bedeuten kann. Richtig krass wurde es dann aber, als Mia Lanze in einem Produkt dann einmal eine sehr unangenehme Wahrheit herausrutschte:
Ich will eigentlich gar nicht so genau wissen, was in einem Typen vor sich geht.
Quelle: Mia Lanze, in einem Podcast oder Produkt
Leider bin ich mir nicht ganz sicher, was sie hier wortwörtlich gesagt hat – vielleicht hat sie auch einen etwas anderen Begriff benutzt. Für mich ist hier aber wichtig, dass es ihr praktisch so im Affekt “herausgesprudelt”, also wahrscheinlich eine ausgesprochen authentische Aussage ist. Diese konterkariert natürlich direkt und unmittelbar das, was Orlando gerne so predigt. Für mich klingt das ganze ungefähr wie folgt: Mir doch egal, wieso der Typ jetzt das macht, was ich gerne mag oder brauche: Hauptsache, er tut es. Ist es gesund für mein Gegenüber? Leidet er darunter? Das spielt eine eher untergeordnete Rolle, solange er mich versorgt und führt.
Mit etwas Verstand führt das natürlich zu einem Dilemma. Ist ein gesundes Selbstwertgefühl überhaupt vereinbar mit einer Beziehung, die so läuft? Für mich ist sie das nicht. Aber gut, jedem das Seine.
Auf jeden Fall ist es eine ausgesprochen bequeme Wahrheit, zu denken, eine Frau wäre vor allem an meiner “Persönlichkeit” interessiert. Vor allem, wenn diese sich aus Wunden speist. Nicht, dass ich hier zwingend böse Absicht unterstellen möchte, aber es scheint hier doch vor allem darum zu gehen, die Bedürfnisse anderer Menschen zu befriedigen. Man könnte es auch “Berechnung” nennen.
Bequem ist: Weiter im eigenen Trott bleiben
Oder “clever sein”. Sekunde einmal: Hat Orlando nicht selbst gesagt, dass dieses “clever sein” eben genau das Problem, und mit der eigentlichen MM-Methode nicht vereinbar sein?
Oder was ist mit dem “Weiterkommen”? Dieses “Weiterkommen wollen” ist genau das, was dich zurückhält, sagte Orlando einmal in einem Podcast. Komisch, denn er tritt den Teilnehmern ja inzwischen unglaublich gerne “in den Arsch”, und möchte, dass sie “alles geben”. Ich sehe hier einen weiteren, massiven Widerspruch.
Oder Orlandos Deutschlandhass. “Wieso tut ihr denn nichts? Ist es eure Opferrolle, ist es Angst, ist es Unverständnis? Wieso wacht ihr nicht auf?” Ähm, Orlando: Wie war das nochmal im Werbevideo zum Sedona-Workshop? “Es geht darum, im Leben aufzuwachen. Denn das ganze Leben ist auch nur ein Traum. Wenn du in diesem Traum aufwachst und trotzdem weiterhin im Traum bleibst, dann führst du ein Leben ohne jedes Limit”, heißt es da. Bin ich jetzt doof, oder ist das nicht mal wieder ein gigantischer Widerspruch?
Und dann ist da seine Einordnung seiner Zeit in Deutschland, und, was er dort mit seinen Mitschülern und “Kumpels” so erlebt hat. “Dein Vater arbeitet für meinen Vater”, war der ‘richtige Kontext’, den Orlando hier immer benutzt hat, um zu verstehen, wieso seine Mitschüler ihn so hassten. Also bloßer Neid?
Irgendwann einmal fällt es dir vor die Füße
Aber es hat Konsequenzen, in so einem verzerrten Weltbild zu bleiben. Als erstes möchte ich hier ein Zitat aus einem der älteren ‘Lebenszweck’-Podcasts anbringen: “Niemand wird dein Leben leben, also brocke dir bloß nicht irgendeine Scheiße ein, nur um die Erwartungen anderer zu befriedigen”. Ja, das ist in der Tat ein sehr schöner Satz, der leider mit der Realität bei MM nicht mehr viel zu tun hat.
Und auch sonst hat es Konsequenzen, auf “falschen Grundlagen” sein Leben aufzubauen. Und eines zeigt sich jetzt sehr deutlich im politischen Bereich, der gerade so in Vogue ist. Denn die Wolke platzt irgendwann einmal, und das zeigt sich dann auch an einem Podcast von Orlando, und seiner kompletten Inkompetenz und Unfähigkeit, auf seine Teilnehmer einzugehen. “Du hast keinen Anspruch auf Magick Male, keinen Anspruch”, schnaubte er im “Save Your Life”-Seminar wütend. Gastautor Tadeo kommentierte mir das gegenüber über den Facebook Messenger dann so: “Was soll das denn bedeuten?” Keine Ahnung, nur mal wieder irgendein unreflektierter Scheiß, den Orlando aus seinen unerlösten Themen channelt.
Normal und menschlich? Sicher. Wäre ich nicht so extrem bei MM angefeindet worden, oder, genauer gesagt: Hätte ich mich nicht so komplett unverstanden gefühlt, würde ich damit wohl auch versuchen, anders umzugehen. Was Orlando interessanterweise einmal bei sich auch so beschrieb: “Ich habe mich in meiner Zeit in Deutschland so dermaßen unverstanden gefühlt, also, dass ich damals nicht mit einer Knarre in die Schule gegangen bin, wundert mich bis heute.”
Noch deutlicher wurde es dann in einem vollen Podcast, in dem Orlando einfach mal so zusammenhangslos vor sich hinsinnierte. “I don’t get it”, ich verstehe es einfach nicht, brachte er es auf den Punkt.
Was dann die Frage aufwirft, wieviele seiner Inhalte eigentlich auf Lügen, oder Hirngespinsten basiert. Oder, wie es “Gastautor Anonym” letztes Jahr so treffend beschrieb:
Jetzt, wo [sein Lügenkonstrukt] an allen Ecken und Enden bröckelt, versucht er es mit aller Gewalt aufrecht zu erhalten. **
Quelle: Gastbeitrag des Autors “Anonym”
Doch was ist Lüge gewesen, und was nicht? Wie nahe an der Wahrheit dran war Orlandos Beschreibung seines Lebens? Es ist so leicht, jemandem Unrecht zu tun, und dabei selbst mit auf die Schnauze zu fallen.
Auf jeden Fall kann eines nicht mehr gesagt werden: Dass Orlando “eine Weltsicht anbietet”, und seine Stärke darin besteht, Dinge für den Teilnehmer “in einen Kontext einzubetten“, wie er es einem aufmüpfigen Teilnehmer im “Mich Zurück Gewinnen”-Seminar noch entgegenschleuderte.
Wahrscheinlich geht es einfach darum, die bequemste Wahrheit zu finden. Wer seine Schäfchen im Trockenen hat, für den mag das die beste Taktik sein, um sein Selbstwertgefühl zu stabilisieren. Bis dann einmal etwas im Äußeren geschieht, dass falsch eingeordnet wird, und dann Gnade dir Gott.
Selbstwertgefühl aufzubauen, ist eben durchaus eine riskante Sache. Und noch viel schlimmer als in einer Traumwelt zu leben ist es, diese Traumwelt mitsamt der eigenen Fehlschlüsse auf andere zu übertragen. Was Orlando in einem alten Podcast mal so unglaublich gefährlich und schlimm fand. Und freilich noch schlimmer ist es dann, diese Traumwelt jemandem quasi “einprügeln” zu wollen.