Hinweis: Dieser Beitrag war ursprünglich eine E-Mail an mich. Mit freundlicher Genehmigung von Simon erscheint der Text nun hier als Gastbeitrag. Er hat auch erlaubt, hier mit seinem echten Vornamen genannt zu werden*. Aussagen und Inhalte spiegeln die Meinung des Gastautors wider, die Überschriften sind von mir eingefügt worden.
Vor einigen Tagen bin ich auf deinen Blog über MM gestoßen und habe viele der Einträge und Kommentare gelesen. Ebenso habe ich deinen Aufruf gesehen, eigene Erfahrungen und Eindrücke in Bezug auf MM zu teilen. Daher schreibe ich dir hier und möchte meine Sichtweise, die ich für durchaus differenziert halte, sowie meine Erlebnisse und Erfahrungen teilen. Wahrscheinlich hast du zu vielen der Dinge, die ich ansprechen werde, schon etwas auf dem Blog geschrieben. Sicher verstehst du, dass ich aus Zeitgründen nicht jeden einzelnen deiner vielen Einträge gelesen habe, auch wenn die, die ich gesehen habe, zum großen Teil sehr interessant waren. Teile decken sich mit dem, was ich bereits wusste, einiges sehe ich vielleicht anders, vor allem war mir aber vieles neu.
Der Autor stellt sich vor
Kurz zu mir: Ich kenne MM seit etwa neun Jahren, habe die längste Zeit aber nur die Newsletter gelesen und Podcasts gehört. Seit etwa drei Jahren bin ich aktiver, habe Programme erworben und durchgearbeitet, auch einen Workshop besucht (dazu unten später mehr). Zudem habe ich zumindest Teile der Community kennengelernt und konnte mir daher einen Überblick verschaffen, aufgrund dessen ich urteile.
Orlandos Künstlername: Überraschend, aber nicht schockierend
Dass der Name Orlando Owen eher ein „Künstlername“ ist, war mir nicht bekannt und hat mich überrascht. Gleichzeitig halte ich es aber nicht für einen Skandal, wie das vielleicht manche der Kommentatoren unter den Blogeinträgen tun, denn – sind wir ehrlich – wer möchte schon einen Roland als Coach haben?
Besonders in den USA dürfte das kaum funktionieren, dort sind Spitznamen auch sehr üblich. Daher ist es logisch, einen Namen zu wählen, der einprägsamer und marketingwirksamer ist.
Gleichzeitig kann ich nachvollziehen, dass manche Teilnehmer sich belogen fühlen. Man wird aufgefordert, sich zu öffnen, etwas von sich zu geben, und erfährt dann nicht mal den korrekten Namen der Person.
Die Community – Ein toxischer Sauhaufen
Wie du im Blog schreibst, empfinde auch ich die Community von MM in großen Teilen als unerträglich und dysfunktional. Das ist bedauerlich, denn einige von ihnen sind sicherlich gute Menschen. Andere bräuchten dringend Hilfe. Aber die Community ist ein selbstreferentielles System, eine Parallelwelt, die in vielen Fällen noch nicht einmal mehr den tatsächlichen MM-Inhalten anhängt, sondern sich eher zu einer eigendynamischen Ableitung entwickelt hat.
So ergeben sich in den Kommentaren unter Programmen, in den Foren und andernorts eine Mischung aus grotesker Esoterik, Aggressivität und Fehlinterpretationen der MM-Inhalte. Dazu kommen noch Dinge wie die Manosphere, no fap und so weiter. Richtiggestellt werden diese Dinge nur selten durch das Team und wenn, dann in bekannter, äußerst aggressiver Manier. Betonen möchte ich aber, dass nicht alle MMler so sind, viele sind sehr vernünftige und interessante Menschen.
Meine Erfahrung mit den Inhalten und Workshops
Mir persönlich haben die MM-Inhalte durchaus geholfen. Ich habe den Eindruck, damit mehr Selbstbewusstsein gewonnen und, insbesondere als ich jünger war, die Anfängerfehler mit Frauen vermieden zu haben, die Gleichaltrigen unterlaufen sind. Allerdings muss ich dazu sagen, dass ich wohl nie ein besonders schwerer Fall war.
Weder steckte ich in Existenzkrisen noch hatte ich fundamentale Konflikte mit meinen Eltern, finanzielle Sorgen oder Traumata, was in Programmen thematisiert wird und sich immer wieder in der Community findet. Trotz meiner Ergebnisse scheint mir die Beschreibung der überaus fulminanten Wirkungen von Programmen und Workshops teils unseriös.
Sie entspringt, wenn man die Feedbacks betrachtet, in vielen Fällen der Euphorie des Moments des Erlebens und dem Eindruck, im niedrigen Selbstwertgefühl etwas aufgestiegen zu sein. Aber es ist sicher nicht so, dass sich damit alle Probleme lösen ließen.
Gerade Menschen, die massive Traumata, psychische Probleme oder andere Schwierigkeiten haben, dürften da an ihre Grenzen kommen.
Exkurs: Die Marke MM im englischsprachigen Raum.
Ein Punkt, der mich schon länger umtreibt und zu dem mich deine Rückmeldung interessieren würde, sind die unternehmerischen bzw. geschäftlichen Aktivitäten der APS Inc. bzw. der FD. Zunächst wird R. B. ja nicht müde, über Deutschland herzuziehen. Auch das war mehrfach Thema auf deinem Blog.
Gleichwohl ist die Firma mit all ihren Inhalten praktisch auf Deutschland bzw. den deutschen Markt ausgerichtet. Es wird immer wieder von US-Produkten geredet oder dass man das, was es auf Deutsch gebe, auch auf Englisch hätte. Wenn man sich jedoch auf der englischsprachigen Seite der APS umschaut, wird es dort sehr schnell sehr einsam.
Auf Englisch existiert offenkundig maximal eine Art Rumpf-Programm dessen, was es im Deutschen gibt. Inwiefern es da Entwicklungen gibt, scheint mir fragwürdig, man denke auch an versprochene (aber nie ins Leben getretene) Programme und Materialien.
Die Arbeitsbelastung im MM-Team: Fraglich
Das bezieht sich auch auf die Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden bei APS. Man sei stets damit beschäftigt, neue Inhalte zu kreieren und weiterzuentwickeln. Aber was geschieht dort tatsächlich? Im Kernteam sind drei bzw. vier Personen, Roland Bellstedt (Künstlername „Orlando Owen“, Anmerkung der Red.) sagt ja bekanntlich, er arbeite 80 Stunden pro Woche. Hinzu kommen noch die weniger bekannten Teammitglieder.
Monatlich erscheinen ein School-Modul, ein Erweiterungsmodul für das FD-Programm, und in der Regel finden im Frühjahr die Workshops statt und im Herbst andere Events. Mittlerweile ist alles online, sodass die Organisation dessen sich auf ein Minimum beschränkt, während man früher ja durchaus Räumlichkeiten, Hotels, Technik etc. planen musste, was sehr aufwändig sein kann. Dahingehend erwähnt Orlando immer wieder, dass die Firma nicht übermäßig profitabel sei, kaum Gewinn mache und er sich damit gerade einen bescheidenen Wohlstand aufbauen könne.
Das ist schon bei einer groben Kalkulation merkwürdig. Seit der Umstellung auf ein reines Online-Business dürften die Fixkosten um ein relevantes Maß gesunken sein. Wie im Blog bereits angeklungen ist – auch die Workshops sind mittlerweile zu großen Events geworden. Ich war damals sehr überrascht, als mit mir nicht 20, 30 oder 50 Menschen im Zoom-Raum waren, sondern 100.
Gelddruckmaschine Onlineworkshops
Die Workshops sind offenkundig zu einer wahren Gelddruckmaschine geworden. Allein für zwei Workshops im Frühjahr, der „Selbst-Bewusst-Sein“ und der „FAMP“, können sie mit je 100 Teilnehmern einen Umsatz von über 300.000 € erzielen, wenn großzügige Rabatte für Frühbucher und Doppelbelegung einbezogen werden. Aber das ist bekanntlich nicht die einzige Einnahmequelle angesichts der monatlichen zu bezahlenden Programme und denen zum sofortigen Kauf.
Die dafür nötige Online-Plattform, die Technik und die Mitarbeiter müssen natürlich finanziert werden. Allerdings würde das Unternehmen wahrscheinlich extrem ineffizient wirtschaften, wenn es nur bescheidenen Wohlstand daraus erzielen könnte.
Das Kernteam von MM – Meine Meinung zu den beiden.
Es folgen einige Gedanken zu den beiden engsten Mitarbeitern des R. B. Sie tun mir im Grunde leid. Ich denke, dass diese jungen Menschen, die mit der Übersiedlung in die Vereinigten Staaten und der Arbeit bei der APS eine interessante Herausforderung gefunden haben, gerade auf der Suche nach Dingen wie Lebenszweck, mag das zunächst überzeugen. **
Allerdings sind ihre Rollen und Tätigkeiten dort sehr fragwürdig. Auf dem Blog wird ja kein gutes Haar an ihnen gelassen, ich würde meine Meinung über beide als ambivalent bezeichnen. In den ersten Academy-Inhalten, in denen Mia Lanze auftrat, war sie bisweilen sehr aggressiv und ich fand ihre Stimme nervig. Das hat sich inzwischen deutlich gebessert, und in den Programmen, in denen sie vorkommt, leistet sie durchaus einen nicht unerheblichen Beitrag durch ihre weibliche Perspektive.
Wiederum negativ hervorheben möchte ich hier aber ihre Rolle im FAMP-Workshop im vergangenen Jahr.
Mia Lanze spielt Dominette. Workshopelement oder Opferrolle?
Ich weiß nicht, ob dir diese Geschichte bekannt ist, aber sie erschien da erst nach dem ersten Teil des Workshops vor der Kamera – sehr zur Überraschung der Teilnehmer, die damit gerechnet hatten, dass R. B. als einziger dort zu sehen sein würde. Ich erinnere mich noch, dass sie recht stark geschminkt war, was sie sonst üblicherweise nicht war. Sie beschimpfte nun die Teilnehmer wütend und behauptete, dass diese ihre Frustration oder Aggression gegenüber Frauen auf sie übertragen hätten, weshalb es ihr nun schlecht ginge, dass kein Mann in der Runde es mit ihr aufnehmen könne ***.
Diese Situation löste damals heftige Widerstände in mir aus, aber nicht aufgrund der Sache oder weil ich tatsächlich irgendeine Aggressivität ihr gegenüber empfunden hätte, sondern aufgrund dieses überrumpelnden und extrem verstörenden Auftretens, das augenscheinlich inszeniert war und im Rahmen der Dramaturgie dazu diente, Themen für Kugelübungen hochzuholen.
Ich möchte an dieser Stelle festhalten, dass ich den Workshop an sich trotzdem gut fand, auch online, aber dieser Teil war unnötiges Schauspiel. Zu Bertram Timms habe ich nicht viel zu sagen, ich halte ihn für einen Papagei, der nachplappert, was R. B. erzählt. Wahrscheinlich diente er vor allem dazu, Felix N. als „rechte Hand“ zu ersetzen.
Die Qualität der MM-Inhalte aus meiner Sicht
Das leitet gleichzeitig in die Frage der Qualität der MM-Inhalte über. Mittlerweile bestehen praktisch alle neu entstehenden Inhalte aus Gesprächen der drei Personen, mal thematisch fokussierter, mal eher themenoffen. Dazu möchte ich drei Dinge anmerken: Zum einen stellt sich mir, wann immer das Ganze eher in den lustigen Plauderton abdriftet, die Frage, warum man dafür Geld bezahlen sollte, sich anzuhören, wie Menschen sich einfach unterhalten.
Wenn man das mag, gibt es tausende kostenlose Podcasts auf Spotify. Natürlich würden die drei mir jetzt sagen, dass ich das einfach nicht verstehe, den inhaltlichen Wert dessen nicht erkenne, was sie sagen. Aber aus meiner Sicht steckt hier eine extreme Überhöhung des eigenen Selbst darin, jedes gesprochene Wort, jede Unterhaltung als gewissermaßen prophetisch anzusehen. Gleichzeitig passt es wohl ins Selbstbild des R. B.
Workshop, Programme, Livetalks: Zu großen Teilen Dauerwerbesendung
Zum Zweiten verkommen in den letzten Jahren viele der neuen Inhalte, und ich meine hier insbesondere auch die bezahlten, zu einer Art Werbeveranstaltungen. Ich bezahle die School, um mir dann eine halbstündige Werbung für den Workshop anzuhören. Im Workshop bzw. dessen Nachgang wird dann wieder auf das Feel Different verwiesen und so weiter.
So bildet sich im Ganzen ein selbstreferentielles System. Der gute Kunde ist eigentlich nur der, der alles kauft. Denn die jeweils „volle Dröhnung“ gibt es nur im anderen Programm, das man gerade nicht hat. Zum Dritten wird in diesen Gesprächen extrem ablehnend über frühere Mitarbeiter und Freunde, namentlich Felix N. und Christian S., gesprochen. Sie werden als gänzlich unfähig dargestellt, als creepy und was auch immer.
Aber ich als Nutzer darf nach wie vor Geld dafür ausgeben, ihnen stundenlang in Programmen zu lauschen, obwohl sie angeblich so unerträglich sind. Wie passt das zusammen?
Das ist nun ganz schön viel Text geworden. Eigentlich könnte ich noch weitermachen, beispielsweise die politischen Inhalte und Prognosen kommentieren, die angeblich gemachten Recherchen über die Themen der Welt. Das lasse ich aber nun im Sinne deiner und meiner Zeit aus. Ich verbleibe mit Dank für die interessanten Einblicke in deinem Blog – bleib standhaft!
Fußnoten:
* Simons Kommentar dazu: „Schreib ruhig Simon, dann können die Mitarbeiter, die regelmäßig deinen Blog abchecken, erstmal schön alles durchsuchen zwischen den wahrscheinlich dutzenden Simons in der Community… haha“
** Dazu schreibt Simon noch folgendes:
„Damit meine ich im Grunde Folgendes: Als junger Mensch ist man ja ambitioniert und sucht den Sinn des Lebens. Dann kommt noch R. B. und erzählt dir, du musst deinen Lebenszweck finden. Da bietet sich für beide die Gelegenheit, bei MM zu arbeiten und als engste Mitarbeiter nach Amerika zu gehen – also auszuwandern, was sicher auch sehr aufregend ist.
Aber: Im Grunde sind sie da ja mehr oder minder einfach nur Replikatoren des Chefs, übernehmen teils wörtlich seine Formulierungen. In den Audios gibt man sich gegenseitig Recht usw. Vielleicht finden die beiden das ja total toll (kann ja jeder machen, wie er mag), aber so sehr von einer Person abhängig zu sein und die quasi zu kopieren, hat für mich irgendwie wenig von eigener Verwirklichung.“
*** Wenn es echt war, dann ist Mia Lanze hier wohl in der… na?! … in der Opferrolle natürlich! *grins*
Was allerdings meine Interpretation ist, und nicht das, was der Gastautor hier sagen wollte.
Sehr sehr gute Zusammenfassung über MM, seh ich uneingeschränkt genauso
Kompliment, das bringt es echt auf den Punkt!