Oktober 8, 2025
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Hinweis: Aussagen, Analysen und sonstige Inhalte dieses Beitrags spiegeln die Meinung von Gastautor Simon wieder.

Roland ist wütend. Auf dich. Ja, DICH. Warum, fragst du dich? Weil du auf Volksfeste gehst, dein Leben lebst, deinen Interessen nachgehst, während in der Ukraine und in Gaza Krieg ist. Was zunächst wie naiver Weltschmerz von Work-and-Travel-Abiturientinnen klingt, ist der helle Wahnsinn und ein Fiebertraum, übertragen im MM-Livestream, der am vergangenen Mittwoch bei YouTube lief. Hier eine kurze Zusammenfassung zentraler Inhalte und Aussagen.

Aggression statt Inhalt

Der Zuschauer wird nur noch beleidigt. Dass Roland im Workshop gern mal einen wohldosierten Wutausbruch hat, weiß jeder. Inzwischen ist diese Wut aber abendfüllend. In einer Tour muss sich der Zuschauer beleidigen lassen, unter anderem als „kleine Kröte“ oder dass man so widerlich sei, dass keine Qualitätsfrau™ etwas von einem wolle.

Man wohne ja sicher auch noch zu Hause bei den Eltern im Keller und spiele Videospiele (vor zehn Jahren hat Roland das gern als provokativen Witz gesagt, jetzt meint er es ernst). Wenn der Zuschauer zufälligerweise aber doch eine Freundin oder gar Ehefrau hat, ist die eben keine Qualitätsfrau, sondern eine verblendete Insta-Bitch.

Auch Frauen sind offenbar nur noch tolerierbare Menschen, wenn sie ins enge MM-Weltbild passen. Am Anfang des Streams schreit Roland mehrfach so laut, dass das Mikrofon übersteuert. Ich überlege hier bereits, das Video auszumachen, weil es so schwer erträglich ist. Aber für den vollen Einblick bleibe ich am Ball.

Was das Geschrei, was die Beleidigungen, die Anschuldigungen, die Vorwürfe im Zuschauer auslösen sollen – keine Ahnung. Aber anscheinend versucht man nun, zahlende Kunden via Stockholm-Syndrom zu rekrutieren: Zum Dank fürs Beschimpftwerden gibt man noch fleißig Geld.

Schuldzuweisungen und Klima der Angst

Schuld sind die anderen. In früheren Gastbeiträgen wurde auf MMs lächerliche YouTube-Reichweite hingewiesen. Das hat auch Roland eingesehen. Schuld ist aber nicht der grottenschlechte Content, sondern ein „Shadowban“. Notfalls wird, das sagt er noch mit Stolz, auch das eigene Team zur Sau gemacht, wenn man nicht auf seine Nachrichten und Aussagen eingeht.

Wer etwas Falsches sagt, mit dem wird die Zusammenarbeit beendet. Im Team muss, anders kann ich mir das nicht erklären, ein Klima der Angst herrschen. Denn wer will denn bitte freiwillig so einen Chef? Zuschauerzahl des Livestreams (Stand 20 Uhr) beträgt übrigens 35. Ein paar werden auch bei Zoom eingeloggt gewesen sein, aber trotzdem ist das lächerlich.

Übrigens: Wenn ich hier von 35 Zuschauern schreibe, sind es eigentlich 350. Wieso? Weil Roland jede Zahl pauschal verzehnfacht (Experten wissen: die berühmte Zehnerpotenz!). 400.000 statt 40.000 Tote in Gaza, 1 Million statt 100.000 Demonstranten in London. Einfach immer alles mal zehn, aus Prinzip.

Politische Überzeugungen nach Tageslaune

Die politische Überzeugung ist schon wieder über den Haufen geworfen. Früher war Roland bekanntermaßen Fan von AfD, Trump, PEGIDA etc. Jetzt nicht mehr. Denn auch sie sind Teil des Systems. Auch sie werden keine Lösung bringen. Wörtlich sagt Roland: „Ich bin voll auf die Trump-Scheiße reingefallen!“. Glückwunsch an alle, die in bezahlten Programmen seiner Trump-Huldigung lauschen durften.

Der Sinneswandel hängt wohl nicht zuletzt mit der Unterstützung Israels und der Ukraine zusammen. Amerika, in das man vor ein paar Jahren noch auswandern sollte (siehe Bertram und Mia), ist nun das schlimmste Land der Welt. Das Groteske daran ist, dass den Teilnehmern ja seit Jahren eingetrichtert wird, Rolands politische Überzeugungen de facto zu kopieren; bei einem Schlingerkurs wird das aber schwer.

Bitte alles nachsprechen!

Der Widerspruch besteht darin, dass man mehrfach nachdrücklich dazu aufgefordert wird, „das Maul“ aufzumachen. Aber eben nur mit dem, was man bei Onkel Roland gelernt hat. Und das auch nur, wenn es Roland und Community gerade genehm ist – Beliebtheit und Status in der Gruppe gehen wohl über alles.

Wer nicht nachplappert, ist cringe. Das erklärt uns Bertram stolz. Denn auch er war cringe, uninformiert, nicht ernst zu nehmen. Aber jetzt hat er an sich gearbeitet, kopiert Roland und ist daher einer von den Guten. Und weil du (Zitat) „kleine Kröte“ das noch nicht machst, brauchst du endlich einen richtigen Mentor.

Denn Roland hat sehr viel Sex, ein halbes Dutzend Frauen am Start und alle wenden sich an ihn, wenn sie Hilfe brauchen (alles Aussagen aus dem Live). Vor wenigen Minuten hat Mentor Roland dem Zuschauer noch vorgeworfen, sich nur um seine eigenen Bedürfnisse und sexuellen Wünsche zu sorgen. Beim großen Meister ist das freilich in Ordnung, denn er kann es ja. Generell ist mir unbegreiflich, wie man über solch qualitativ minderwertigen Inhalte noch Teilnehmer generieren will.

Niemand, der bei Verstand ist, kann das anschauen und sich denken: Ja, da will ich hin! Wenn MM wirklich eines Tages den Bach runtergehen sollte, werden aber wohl trotzdem die anderen schuldig sein.

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