September 8, 2024

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Was ist eine Taktik von Orlando, mit Depressionen umzugehen? Wut. “Oberhalb von Depression und totaler Ohnmacht gibt es nur Wut, da gibt es nichts anderes”, beschreibt er sehr schön im “Mich Zurück Gewinnen”, einem kleineren Seminar / Workshop von Orlando.

Und während diese Taktik mit Sicherheit in einem brutalen Umfeld, in dem es keine Möglichkeit gibt, sich (permanent) zurückzuziehen, die richtige ist, ist sie mit Sicherheit nicht dazu geeignet, seelische Gesundheit zu erhalten oder Traumata wirklich aufzulösen. Vielmehr gewöhnst du dir dadurch nur an, auf alles, was dich irgendwie triggert, einzudreschen, und dich sonst in deine Traumwelt zurückzuziehen.

Aber Selbstreflexion (im Guten, produktiven Sinne)? Wirklich einen anderen Weg einschlagen, dein Leben transformieren, und dich wohl zu fühlen, Traumata zu verarbeiten? Das wird mit Sicherheit so nicht möglich sein. Es ist eine Überlebenstaktik, und auch nicht unbedingt eine schlechte. Sie funktioniert aber leider nur in Situationen wirklich gut, in denen du sozial oben bist, und andere dir zustimmen – bist du aber der Underdog, schlägt das Pendel ganz schnell in die andere Richtung.

Es sei denn natürlich, du bist in einem Actionfilm und kannst ganz einfach alle deine Gegner restlos ausschalten. Aber seien wir ehrlich: Wer von uns ist in so einer Situation? Und was passiert am Ende des Kampfes / Krieges – kannst du dann wieder in ein normales Leben wieder zurückfinden? Oder bleibst du auf ewig im “Kriegermodus”, in einem ewigen Überlebenskampf?

Der Eisenhans und der Graf von Monte Christo sagen: Irgendwann musst du wieder zurückfinden!

Beides sind Werke, die von Orlando im Programm “Mann-Bewusst-Sein” als Referenz herangezogen wurden. So findet sich zum Beispiel im “Eisenhans” von Robert Bly eine Passage, die folgendes aussagt:

“In alten Kulturen war es Brauch, dass die Frauen und die Gemeinschaft einen Krieger, der aus dem Kampf kommt, langsam wieder aus diesem Zustand heraus begleiten.”

Robert Bly, Eisenhans (sinngemäß zitiert)

Und eben das passiert bei MM eigentlich so gut wie nie. Die Mädels im Team sind übrigens offensichtlich sehr fixiert darauf, ihre Männer immer weiter anzupeitschen, ihnen keine Wunde durchgehen zu lassen. Es ist geradezu widerlich.

Kämpfen bis zum Sieg? Viel Glück dabei, Jungs

Jungs, liebe “Magick Male Krieger”: Ihr verschleppt eure Depressionen nur. Wenn ihr diese Aggression und den “wilden Mann” braucht, um zu überleben, gut und schön. Aber das ist dann auch nur ÜBERleben und hat mit Lebenszweck so unfassbar wenig zu tun, dass es der Sau graust. Ihr werdet von Opfern zu Tätern (siehe Feel Different, Modul “Opferrolle”, glaube ich). Und irgendwann gibt es so auf die Schnauze.

Orlando verschleppt seine Themen nur. Ihr tut es auch. Und die ganze Kämpferei wird am Ende nicht die Erfüllung bringen, die ihr euch versprecht.

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