Hinweis: Dies sollte eigentlich ein Auszug aus einem neuen Blogartikel werden. Da ich mit dem Hauptartikel aber noch am Hadern bin, habe ich ihn hier einmal ausgekoppelt und etwas erweitert.
Vor ein paar Tagen hat mir ein Leser mal wieder vorgeworfen, hier einen “Hateblog” zu betreiben, und auch allgemein zu hasserfüllt zu sein. Und als ich einen Hinweis auf Bushido gebracht habe, hat ein anderer Kommentator um “Aufklärung” gebeten, was das denn mit MM zu tun habe.
Es ist eigentlich ganz einfach.
Zuerst einmal ganz allgemein: Das Hauptargument des “Hypermasculinity”-Dings beruht darauf, dass Frauen sich angeblich von “Männlichkeit” angezogen fühlen. Das mag sicherlich in seiner Basis so stimmen. Die Frage ist für mich aber eigentlich eine ganz andere: Bekommen solche Männer wirklich mehr Frauen?
Und wenn ja: Geht es ihnen gut damit? Haben sie erfüllte und befriedigende Beziehungen? Oder hat es sogar negative Auswirkungen auf sie? Welche Frauen bekommen sie ins Bett? Mögen die Frauen, die sie ins Bett bekommen, sie dann auch?
Sind sie geschützt vor dem aktuellen Zeitgeist (Feminismus, Vergewaltigungsklagen etc.), oder können erfolgreich gegen ihn ankämpfen? Haben sie ein schönes Leben?
Die Antwort darauf scheint zu sein: Jein.
Ich habe hier diverse Artikel, die sich nur mit dieser Frage beschäftigen. Es sind größtenteils Beobachtungen aus meinem Leben, aber die möchte ich hier vermeiden, und mich lieber an den “großen Stars” orientieren. Mein Fazit ist: Ja, sie kriegen Frauen. Aber oft unter absolut miserablen Bedingungen.
Männlichkeit = Lebensfreude und Erfüllung?
Die großen Nummern scheinen durchaus einige Mädels zu bekommen, wenn sie ein cooles Image haben. Genauso wie die coolen Jungs im Studentenclub, die einen auf Elite und abgebrüht-distanziert machen. Beschäftige ich mich dann aber einmal etwas tiefer damit, oder lese die Biografien einiger “Stars”, scheinen sie daran eher zu leiden als Freude zu haben.
Legendär ist Bushidos Disstrack auf seine reiche Ex-Freundin, Wie ein G. Besagte Ex-Freundin hat ihn damals laut seiner Biografie für einen weinerlichen Bonzen verlassen (das steht tatsächlich so im Buch). Darunter leidet er – zumindest laut Buch – bis heute (oder zumindest bis 2008, als das Buch erschienen ist).
“Ich hab das Fühlen verlernt, ich hab mein Lachen verloren, eine ganze Generation besteht aus Waffen und Zorn”,
“Ich bin nicht mehr in der Lage, die einfachsten Dinge zu fühlen”
Quelle: Songtexte von Bushido
Seine eigene Freundin erzählt in Interviews, sie habe ihren Mann “zum Sex zwingen müssen”. Das klingt nicht nach einem erfüllten und glücklichen Menschen, sondern nach jemandem, der in seiner Rolle in Geiselhaft genommen wurde und nun einfach performen muss, wenn er nicht abgeschossen werden möchte. Und es klingt nach absoluter Demütigung.
Bei Fler scheint es nicht viel besser auszusehen. In einem Stream bei Twitch sprach er davon, dass “sowas ja heute nicht mehr gehen würde, weil dann ne Anzeige kommen kann”. Mädels hat er ganz sicher, das mag aber auch an seiner zum Teil sehr coolen, mehr oder weniger authentischen Art liegen.
Dafür wurden Fler von einer seiner Exen verlassen, als er zum ersten Mal seine Panikattacken zeigte. Und auch allgemein betont er: “Sie wollten nur den coolen Rapper Fler, nicht Patrick: Und ich hatte nicht das geringste dagegen einzuwenden.” Hört sich nach Groupies an, also nach Egobefriedigung. Macht sicher mal Spaß, ist aber auf Dauer nicht wirklich erfüllend.
Insgesamt hört sich das für mich nicht gerade nach einem sehr schönen, angenehmen Leben an. Und auch nicht nach Selbstwertgefühl und erfüllenden Beziehungen. Und so scheint es auch Bushido zu gehen, denn in seinem Buch lese ich nur sehr wenig von Respekt gegenüber seinen “Spielgefährtinnen”. Das finden besagte Spielgefährtinnen wohl wahnsinnig geil, ich finde es eher unglaublich deprimierend.
Und auch ein ehemaliger Künstler auf Bushidos Label ersguterjunge scheint es ähnlich zu sehen, denn er hat eines seiner Alben so genannt:
Fuck Bitches Get Money
Das klingt wirklich nach der totalen Symbiose zwischen Frau und Mann. Herrgott, sogar die alten Hardcore-Pickuper waren da ja noch besser dran!
Gefangen in ihrer “Verantwortung”, ihrem Beruf, ihrem Image
Schon klar, einige finden diese ganze “ich bin ein Star”-Nummer mit Fans und Groupies sicher supergeil, zumindest bis zum ersten, großen Absturz. Ansonsten hört es sich für mich aber durchgehend so an, als seien sie eher Opfer ihrer eigenen, kleinen Parallelwelt. Wohl wahr, einige schaffen dort den Aufstieg; die meisten gucken wohl tief in die Röhre, und hängen in den Parallelwelten ihrer Stars, oder ihres Jobs, Berufs etc.
Für die 95% der restlichen Menschheit ist das alles nichts weiter als das uralte und so oft verfluchte Hamsterrad. Malochen, raffen, irgendwie “weit nach oben aufsteigen”, um dann aus Langeweile kurz vor dem Liveauftritt noch in München ein bisschen Schmuck für mehrere 10.000 Euro zu kaufen, damit die Laune nicht kaputtgeht. Ungefähr so, wie der “Normalmensch” sich endlich ein neues iPhone leistet, wenn er mal wieder einen “Kick” braucht.
Die Version von Orlando, die damals im Foundations noch das Thema “Lebenszweck” thematisiert hat, würde sich im Grab herumdrehen. Wenn das das Ergebnis von “Verantwortung” ist, dann muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich da auch gleich Hartzen kann. Ja, ich möchte auch gerne Geld haben, aber das doch vor allem, um mir damit mehr Freiheit (und reuefreien Konsum) leisten zu können, und was tolles zu machen.
Wenn es darin endet, gefangen in meinem eigenen Männlichkeitskonstrukt zu enden, dann hört sich das eher wie ein Pakt mit dem Teufel an. Und während es für einige sicher ganz gut läuft, scheint es für die meisten im Arbeitssklaventum zu enden. Und dieser Scheiß wird dann auch noch als “Ethik und Verantwortung” gepredigt, so nach dem Motto “ich bin ein Mann, weil ich für mich und die Familie sorge”. Während sie dann gleichzeitig in irgendwelchen Callcentern oder im Vodafone-Shop um die Ecke am herumbetrügen sind. Und in dieser Atmosphäre auch noch einen auf Boss machen.
Fazit: Klingt nach der alten Systemfolter, nur mit noch mehr negativer Emotion
Mit “Lebenszweck” oder “Erfüllung” scheint das nur wenig zu tun zu haben. Wie immer, profitieren einige wenige von diesen sogenannten “Werten”, der Rest guckt in die Röhre. Gut, die “großen Stars” stehen immerhin zu dem, was sie tun. Aber braucht die Welt wirklich noch mehr Callcenter-Agenten, Imbissbudenbetreiber und Gangsterrapper?
Und spätestens, seitdem auch die “großen Stars” ständig mit Strafanzeigen und hinterfotzigem Scheiß rechnen müssen, kann ich mir wirklich nicht vorstellen, wie diese ganze Groupie-Ficken-Viel-Geld-Ausgeben-Dekadenz denn überhaupt noch genossen werden kann.
Alles so weit weg von dem, was ich gerne möchte, das mir schlecht wird.