
Jemand, der wahrscheinlich MM-Teilnehmer ist, hat mein Video bei YouTube kommentiert, und das auch relativ ausführlich. Aus mehreren Gründen finde ich den Inhalt relativ interessant, und möchte ihn hier auch entsprechend würdigen bzw. kommentieren. Direkt darauf schließen sich dann einige meiner Erfahrungen an, die hoffentlich den ein oder anderen dazu animiert, vieles mit anderen Augen zu sehen.
Zugegeben: Orlandos Ratschläge und Methoden sind nicht immer leicht zu erlernen und integrieren. Und sie brauchen Zeit. KLEINE SCHRITTE! Niemand sagt, du sollst auf einmal alles schaffen. Es gibt immer auch Rückschritte auf diesem Weg!
Wenn man sich auf seinen Weg einlässt, kann das hart sein. Es können harte Prüfungen kommen und man wird vielleicht sogar Job und einige Freunde verlieren. DAS IST NICHT LEICHT. Aber es führt daran kein Weg vorbei auf lange Sicht. Es unterscheidet seinen Weg von allen anderen und die leichte Ergebnisse versprechen.
Und außerdem wird einem in D-Land sofort irgendein Sozialgeld gezahlt. Was kann dir also schon groß passieren? Warum glaubst du nicht daran, dass es bessere Jobs und Alternativen gibt?
Du scheinst daran verhaftet zu sein, dass du miete Zahlen musst. Hamsterrad eben. Kenne ich. Geht mir auch manchmal nicht anders. Aber hier ist schon die erste Prüfung: Traust du dich deinen Job (wo du evtl. scheiße behandelt wirst) zu verlassen und was anderes zu suchen? Kannst du dich gegen Idioten abgrenzen und ihnen die Meinung pauken? Fühlst du dich wert genug, auf andere Menschen zuzugehen und neues auszuprobieren?
Wenn man anfängt, auf sein Gefühl zu hören, kann einen das krass herausfordern und es können zunächst unangenehme Umbrüche geschehen. Aber das ist nicht für immer. Und dein Gefühl ist das beste Navisystem! Nur deine Gedanken sagen wieder: Miete, Job, Miete, Job Hilfe Hilfe Hilfe!!! Da muss man mit der Brechstange ran!
Was hält dich so sehr an deinem Job und deiner Miete fest? Warum traust du dir nicht zu, das aufzugeben und woanders neu anzufangen?
Im Grunde sind es wirklich oft diese Themen: Selbstwertgefühl, Abgrenzung.
Quelle: YouTube, User cirrus2013, zu meinem Video „Warum Kugelübung und die „Magick Male Methode“ oft so nicht funktionieren“
Zuerst einmal: Respekt, dass du dich getraut hast, so etwas unter dem Video öffentlich zu schreiben. Bisher habe ich zwar einige Leser, aber kaum Menschen, die sich wirklich relativ frei geäußert haben. Okay, es ist im Endeffekt eine Auslegung der vorhandenen MM-Inhalte bzw. eines Teiles davon, aber trotzdem!
Hier mein Kommentar darauf.
Zugegeben: Orlandos Ratschläge und Methoden sind nicht immer leicht zu erlernen und integrieren. Und sie brauchen Zeit. KLEINE SCHRITTE! Niemand sagt, du sollst auf einmal alles schaffen. Es gibt immer auch Rückschritte auf diesem Weg!
Natürlich nicht. Es wäre aber noch wichtig zu wissen, welche Methoden du denn hier speziell meinst. Wie ich gleich aufzeigen werde, gibt es da ja so einiges, was doch sehr widersprüchlich ist. Und, wofür die MM Community dich wahrscheinlich am liebsten aufhängen würde.
Und außerdem wird einem in D-Land sofort irgendein Sozialgeld gezahlt. Was kann dir also schon groß passieren? Warum glaubst du nicht daran, dass es bessere Jobs und Alternativen gibt?
Hast du bei Magick Male überhaupt einmal richtig zugehört? Sozialgeld zu kassieren ist so ziemlich das Letzte, was dort akzeptiert wird. Ich halte es zwar für eine völlig vernünftige und richtige Entscheidung (vor allem, wenn die Alternativen so unerquicklich sind), aber dass das alles völlig ohne Probleme abläuft, kann ich auch nicht bestätigen. Vor allem, als ich viel ausprobiert habe, sind die größten bürokratischen Hürden aufgetaucht, an denen ich bis heute noch knabbere. Unter anderem über 3.500 Euro, die mir das Jobcenter ablucksen möchte, weil ich mich angeblich nicht richtig abgemeldet hatte. Was zu 100% nicht stimmt.
Und eine neue Wohnung lässt sich auch nicht so leicht auftreiben, wenn die alte für einen Auslandsaufenthalt erst einmal aufgegeben ist.
Aber das ist nicht für immer. Und dein Gefühl ist das beste Navisystem! Nur deine Gedanken sagen wieder: Miete, Job, Miete, Job Hilfe Hilfe Hilfe!!! Da muss man mit der Brechstange ran!
Probier das mal aus. Mit der Brechstange wird es dann nur noch schlimmer. Und die Ängste nehmen bei jedem Mal mehr zu. Pleite sein ist eine verdammt unangenehme Erfahrung, und Traumata auch.
Was hält dich so sehr an deinem Job und deiner Miete fest? Warum traust du dir nicht zu, das aufzugeben und woanders neu anzufangen?
Habe ich schon mehrmals versucht, und das tue ich auch immer wieder. Auch jetzt.
Übrigens: Erzähl das doch mal den Vögeln bei Magick Male, die immerzu von harter Arbeit erzählen. Da wird dir aber etwas geboten werden.
Auslandsaufenthalte: Meine Erfahrung
Ich bin jetzt insgesamt viermal im Ausland gewesen, um dort „neu anzufangen“ und Erfahrungen zu sammeln. Meistens waren es Stellenausschreibungen aus dem Internet, angeboten werden meist Kundensupport und irgendwelche Techjobs. Hoch angepriesen natürlich, weshalb es doch so einige da hinzulocken scheint.
Und überall eigentlich das gleiche Bild: Unbeschreiblich frustrierte und zerstörte Gestalten (darunter wahrscheinlich auch ich), die entweder im Callcenter hängenbleiben, oder direkt abbrechen und zurück nach Deutschland fliegen. Dazu kommt dann noch eine unbeschreibliche Arroganz / Mackergehabe, und die absolute Unfähigkeit, aus diesem Umfeld wieder aufzubrechen. Den absoluten Vogel abgeschossen hat dann ein Kollege, der doch tatsächlich auf Zypern darum trauerte, nicht gerade in Deutschland zu sein, um das 9 Euro-Ticket mitzunehmen. In echt jetzt.
Außerdem ist es dort mit Glücksrittern und Ausländern aller Art geradezu geflutet. Meistens endet dieses Experiment nicht gut, denn wie der gute Rolando schon einmal sagte: Im Ausland geht es um einiges härter zu als in Deutschland.
Du möchtest Meinungsfreiheit? Die wird dir in irgendwelchen woken Callcentern, wie z.B. bei Accenture in Dublin, Irland, sehr schnell wieder ausgetrieben. Bessere Arbeitsbedingungen? In Cork, Irland, gab es im ganzen Jahr nur 2 1/2 bezahlte Krankheitstage. Wie sie auf das „1/2“ (also 0.5) zusätzlich gekommen sind, das wissen die Götter. Auch sehr in Erinnerung geblieben ist mir ein Kollege, der erzählte, dass er sich jetzt erstmal zu seinen Verwandten verdrücken würde. Bloß zurück zum alten und vertrauten also. Nichts mit Freiheit und Aufbruch.
Echte Armut, und die Ergebnisse von Beziehungen zum anderen Geschlecht
Abgesehen davon, dass es in Dublin unfassbar viele Obdachlose gibt, die wirklich im Dreck hausen und sich an einem Hauseingang erstmal zusammen eine Ladung Crack reinziehen, also noch einmal ein paar Zehnerpotenzen tiefer unten als in Deutschland. Ganz zu schweigen von fünf Begegnungen, die mir sehr in Erinnerung geblieben sind.
Da war der Hotelarbeiter und auch, so glaube ich, Koch, der nach einem Unfall auf der Straße lebte und sich mit Flötenspiel sein Geld verdiente. Als ich ihm 10 Euro in die Hand gedrückt hatte, war er mehr als nur ein wenig dankbar. Von wegen, harte Arbeit ist etwas Gutes. Einen Jonathan Dressner mit seiner rotzdämlichen Lehreraggression könnte ich nach solchen Begegnungen stundenlang die Fresse einschlagen (wer wissen möchte, warum, ich habe den Artikel hier verlinkt). Von wegen „endlich harte Arbeit!“
Da war der Ingenieur auf Mallorca, der von seiner Frau verlassen wurde und völlig durch war. Dennoch hat er vor den Cheffinnen gebuckelt, und mir in der Schulung öffentlich Schläge angedroht, als ich klargemacht habe, dass ich auf Aggressionen des weiblichen Geschlechts auch ausgesprochen unfreundlich reagieren würde.* Ungeachtet dessen kam für ihn „Hartz IV nicht infrage“, und er hatte sich angeblich mit einigen Bonzen der Insel eingelassen, die Geld darauf gewettet hatten, ob er es ein Jahr durchhält oder nicht. Meine Fresse, soviel Dummheit, gepaart mit Arroganz, muss wirklich wehtun.
Da war der obdachlose, junge Kerl in Cork, Irland, den seine Freundin gerade aus der Wohnung geworfen hatte, und der deshalb keinen neuen Job fand. Und der ältere Herr, der ihm dann, zusammen mit mir, ein paar Euro in den Hut geworfen hat, mit der Bemerkung, er hätte vor einigen Jahren bei einer Scheidung sein Haus verloren (ich glaube, er erwähnte, dass das in Australien war). „Das kann jedem passieren, mach dir mal keinen Kopf“, sagte er zu dem Herrn auf der Straße. „Als damals meine Exfrau das Haus wollte, sagte ich ihr: ‚Zur Hölle, dann behalt doch das Haus und lass mich in Frieden'“.
Und dann war da natürlich noch die Trainerin in Callcenter auf Malle, die erzählte, wie ihre Tochter sie mit ständigen Gequatsche genervt habe. Sie ist daraufhin mit ihr zum Weihnachtsmann im Einkaufzentrum und hat denen gesagt: „So, die nervt mich, die können sie gleich mitnehmen“. Woraufhin die Kleine natürlich in Panik ausgebrochen ist. Ganz stolz und lachend erzählte sie, wie gut die anderen im Einkaufszentrum mitgemacht hätten. Wieso ich da an Mia Lanze denken muss, das wissen die Götter.
Im selben Callcenter sind mir dann noch zwei, drei andere Dinge passiert, die ich hier nicht weiter ausführen möchte – vielleicht kommt dazu später noch ein Artikel. Aber sagen wir mal so: Mein Frauenbild hat sich dadurch noch einmal massiv verschlechtert. Und was die Männer drumherum angeht… „Hinter den Trommeln, da trotten die Kälber. Das Fell für die Trommel, das liefern sie selber!“, sage ich dazu nur.
Ein Neustart im Ausland ist deutlich schwieriger als in Deutschland.
Wer sich hier schon verkopft fühlt und Abstand von unangenehmen Zeitgenossen sucht, der wird dort alles noch einmal dreimal so krass wiederfinden. „Die Angst vor der Miete oder Obdachlosigkeit, an die musst du mit der Brechstange heran“, sagte er freundliche cirrus2013 in seinem Kommentar. Ich sage: Blödsinn! Eis schmelzen, nicht brechen. Und das ist schon schwierig genug.
Und wer nicht beizeiten im Planschbecken schon ein klares Bild seiner Mitmenschen vor Augen hat, der wird im Ausland erst recht immer weiter in die Pampe geraten, der er hier zu entfliehen versucht.
Gibt es auch positive Dinge zu vermelden? Ja, das hoffe ich doch. Meinen derzeitigen Geschäftspartner habe ich auf Zypern kennengelernt, und hoffentlich wird es diesmal klappen. Solche Erfahrungen sind aber selten zu machen, und die meisten ach so tollen, neuen Freunde, entpuppen sich gerne einmal als Mogelpackung. Das endet dann wahrscheinlich eher so wie im Film „Donnie Brasco“:
Sonny Black in Donnie Brasco
„Ich hab jetzt das Sagen, klar? Ich stehe für den Laden gerade, und eines Tages werde ich sterben. Und dann hänge ich immer noch in diesem verdammten Loch – mit den selben verkorksten Wichsern, die immer noch über dieselben großen Dinger reden, die sie nie wirklich drehen werden! Auf die Tour weiß ich, ich bin in der verdammten Hölle gelandet…“
Fußnoten:
* Was sich hier deutlich cooler liest, als ich es dann wirklich umgesetzt habe, oder lebe.