Hinweis: Dieser Artikel basiert auf meinen eigenen Erfahrungen. Wenn du es anders siehst, dann schreibe es mir gerne in die Kommentare.
In einem Artikel vor einigen Tagen habe ich Orlandos Aussage, “Entitlement” (also das Gefühl, dass “mir etwas zusteht”) sei etwas Schlechtes, kommentiert. Außerdem habe ich darauf hingewiesen, dass sich die Magick Males selbst oft genau so verhalten wie die Leute und Gruppen, die sie angeblich so tief ablehnen.
Hier möchte ich einen Schritt weiter gehen. Es geht um das ach so schöne Thema “Respekt”.
Sich Respekt verdienen? Macht abgeben par excellence
Zuallererst einmal das offensichtliche: Wenn ich versuche, mir Respekt zu “verdienen”, dann gebe ich automatisch meine Macht ab. Denn ich kann mir ja nur etwas “verdienen”, wenn mir irgendjemand vorschreibt, was denn genau Respekt verdient hat. Also nehme ich Regeln oder Vorgaben, die mir von außen irgendwie vorgegeben werden, oder die ich selbst für korrekt halte, an.
Hier ist schon der erste, großen Haken versteckt. Wer sagt denn, dass diese Instanzen überhaupt “die richtigen Standards” haben? So oder so: Es ist ein automatisches Machtabgeben an irgendwen oder irgendetwas.
Wer sagt, dass die Gegenseite dir überhaupt Respekt geben möchte?
Ich habe in meiner Jugend immer wieder versucht, mich anzupassen und mir Respekt zu verdienen. Aber dann haben die anderen einfach den Goalpost geändert (auf Deutsch ungefähr: “Die Regeln geändert.”), und ich war wieder der doofe.
(Leicht verlegenes Lachen von Orlando)
Quelle: Orlando Owen, aus einer Vertiefung oder einem Podcast, Aussage hier sinngemäß wiedergegeben.
Genau hier liegt der zweite Knackpunkt versteckt. Hat jemand von vorneherein keinen Respekt vor mir, oder legt es gar nicht darauf an, mir welchen einzuräumen, habe ich vor vorne herein verloren. Und genau hier zeigt sich eine beängstigende Parallele zu einem weiteren Lieblingssatz der Magick Males: Der sogenannten “Opferrolle”.
Wer nämlich jemanden, der sich nicht gerade freundlich benimmt oder nur Bock hat, “ein Opfer zu suchen”, mich respektlos behandelt, dann kann ich mich entweder abgrenzen (was eine absolute Gradwanderung ist und oftmals in noch mehr Angriffen endet, da die Abgrenzung selbst wieder als “Respektlosigkeit” oder “du hast ja gar keine Eier” umgedeutet werden kann), oder verletzt reagieren. Verletzt zu reagieren wird aber ganz schnell als “Opferrolle” oder “krankhaftes Verhalten” umgedeutet.
Dabei ist es aus meiner Sicht die absolut korrekte und verständliche Reaktion, auf jemanden, der mich respektlos behandelt, mit der ein oder anderen Form von Aggression zu reagieren. Stattdessen wird dieses Verhalten gerne einmal als “Opferrolle” abgestempelt.
So ein Blödsinn!
“Es steht mir zu” ist die weit bessere Variante
Alles andere hat mich in meinem Leben eigentlich nur in endlose Spiralen des “besser machen, besser machen” versetzt, und am Ende wurde ich dann auch nur verarscht. Bestes Beispiel: In der Schule ist der Kontext keineswegs, dass bessere Leistungen mehr Respekt bedeuten (oder, hier etwas zu “lernen”, aber das nur nebenbei). Vielleicht spielt das eine Rolle, der Hauptfaktor ist aber meistens ein ganz anderer:
Es geht um Machtdemonstration. Lehrer und Autoritäten demonstrieren, dass sie die Chefs sind, so einfach ist das. Und hier muss ich an eine Mitschülerin denken, die meiner alten Lateinlehrerin in der 6ten Klasse (allerdings leicht verlegen) auf die Frage nach ihren Hausaufgaben sagte: “Die habe ich nicht alle gemacht, das war mir zuviel”.
Opferrolle, Entitlement? Nein, es war eigentlich die einzig richtige Antwort, die sie geben konnte. Selbstrespekt und Schutz der eigenen Psyche vor Überforderung (und Sicherung der Freizeit 😉 ) vor den anmaßenden Forderungen eines Lehrers ist hier der Kontext.
Fazit:
“Mir steht Respekt zu” ist allemal besser als der Versuch, sich irgendwie Respekt zu verdienen. Das gilt ganz besonders, wenn du – Aufgrund deiner Verfassung und Fähigkeiten, oder sonst etwas – nicht in der Lage bist, die “Anforderungen” zu erfüllen, oder die Gegenseite es eigentlich nur darauf anlegt, auf die eine oder andere Art und Weise zu dominieren.
Oder sich eigentlich über ihre eigenen “Werte” (haha…) gar nicht so wirklich klar ist.
Oder die “Vorgaben” und “Werte” (selbst-)zerstörerisch sind, oder mit meinen eigenen Werten kollidieren.
Was alles, leider, meistens der Regelfall ist.