Hinweis: Dieser Artikel wurde am 19.01.2023 leicht ergänzt, unter anderem mit einem Videoclip.
Vor einigen Jahren war bei meinen Eltern ein Techniker von der Telekom, und ich war zufällig zugegen. Der gute Herr hatte eine das, was man „Charisma“ nennt: Schweigsam, aber es schien so, als wüsste er, was er tue. Also kein unscheinbarer Typ, dem jemand ein Messgerät und eine Schnellanleitung zur Anschlussschaltung gegeben hatte. So einen habe ich auch einmal getroffen, aber das ist eine andere Geschichte.
Wie immer, wenn einmal jemand im Raum war, der ein wenig Ahnung hat und sich nicht wie ein totales Arschloch verhält, habe ich natürlich das Gespräch gesucht. Es ging um Schaltkästen, Vermittlungsstellen, kurz: Um das ganze 1 mal 1 der Anschlusstechnik. Definitiv ein spannendes Thema.
Ein wenig hat er auch erzählt. Dann allerdings sagte er wortwörtlich: „Ich bin ein Dinosaurier, und in ein paar Jahren bin ich in der Rente“.
Tür zu. Weg war er.
Die letzten Dinosaurier treten ab
Ich hätte zu gerne von einem wie ihm gelernt. Jemanden, dem ich Löcher in den Bauch fragen kann, dem ich vertrauen kann, bei dem ich in die Lehre gehen kann sozusagen. Leider ist das wahrscheinlich relativ illusorisch.
Orlando (bürgerlicher Name: Roland H. Bellstedt) nannte dieses Phänomen im Mann-Bewusst-Sein Programm „Vaterhunger“. Und um diesen Hunger zu stillen, und keinen totalen Reinfall zu erleben, ist wahrscheinlich mehr Aufwand nötig, als für viele andere Themen.
Denn die Dinosaurier – also solide, einigermaßen sympathische und angenehme, kluge Männer scheinen auszusterben. Wie dieser gute Mann schon selbst gesagt hat, möchte kaum noch jemand die enorme Verantwortung auf sich nehmen, ein Vater, Vaterersatz, oder Mentor zu sein. Orlando hat das zum Teil versucht, es scheint ihn aber immer extrem genervt und verwirrt zu haben, dass Menschen so sehr seine Nähe suchen. So etwas erwähnte zumindest mal jemand, der – wie ich – beim Get Together am Freitagabend vor Beginn des MBS Events mit dabei war. Mir war das vor lauter Heldenverehrung und „guckt er mich jetzt an“ nicht aufgefallen. Orlando wiederum schien mit einem Seitenblick schon gesehen zu haben, dass ich ihn angegeiert habe.
Aber das nur am Rande.
Zeichen hat es über Jahre immer wieder gegeben
Also Zeichen dafür, dass bei Magick Male nicht das zu finden ist, was sich viele erhofft haben. Oder meinetwegen auch ich. „Also, ich war irgendwie enttäuscht, als ich Orlando gesehen habe“, schrieb ein Teilnehmer vor Jahren einmal in der Facebook-Gruppe. Und ein Teilnehmer, der hier auch gelegentlich einmal kommentiert (und der dank seiner letzten E-Mail inzwischen auf meiner Sperrliste steht), schrieb dann auch: „Auf dem Workshop habe ich einen alten, verbitterten Mann getroffen, der missgelaunt seine Teilnehmer zusammengekackt hat“. So oder so ähnlich jedenfalls.
Inzwischen sind es wahrscheinlich noch deutlich mehr, die so fühlen. Ich kann es mir zumindest vorstellen.
Wirklich fair ist das nicht. Wer kann schon permanent Vollgas geben? Die Falle, in der Orlando hier wahrscheinlich steckt, habe ich vor einigen Monaten in diesem Artikel hier verarbeitet und beschrieben: „Wenn die Community zweimal klingelt.„
Oder auch sehr passend in diesem Film auf den Punkt gebracht (sorry, die Qualität ist wirklich grausam. Der Clip sollte aber an der richtigen Stelle starten):
Kein Respekt, kein Verantwortungsgefühl, keine Weisheit mehr
Das habe ich zumindest so erlebt. Orlando hebt sich hier noch positiv von der Masse ab. Entweder, es finden sich kleine, narzisstische Vollidioten, die zwar nichts wirklich besser wissen, aber es zumindest glauben und alle Untergebenen für kleine, dumme Kinder halten, oder Volltrottel, die denken, sie würden Respekt bekommen, obwohl sie hinter ihrem Rücken nur verarscht werden.
Das Bedürfnis der „Jungs“ an einem Vaterersatz ist aber gewaltig. Genau diese Marktlücke hat Orlando schließlich versucht, zu füllen. Und – wie in den meisten Fällen – endet das in noch mehr Verletzungen, noch mehr Enttäuschungen, noch mehr Wut und unerfüllte Grundbedürfnisse. Denn ich habe auch schon einige Opfer dieser Pseudomännlichkeit erleben dürfen, und das nicht zu knapp. Einer erzählte, wie sein ehemaliger Lehrmeister (ein Dachdecker) sich regelmäßig betrunken habe. Er arbeitete im selben Callcenter wie ich, dachte, er wäre schuld daran, wenn ein Gespräch nicht in einem Verkaufsabschluss geendet ist, und kommentierte sich auch sonst mit den Worten „na ja, so spannend bin ich nun wieder auch nicht“.
Auch Menschen mit einer gewissen Fachkenntnis habe ich so schon getroffen. Sie hatten kaum Neugierde, waren froh, dass der Computer ihnen alle aufwendigen Arbeiten abnahm, und sie sogar Schritt für Schritt durch alle Punkte durchführte, die sie dem Kunden am Telefon mitgeben sollten. Das war in der Entstörung für DSL-Anschlüsse eines großen, deutschen Internetanbieters.
„Solche Jungs lauern um den Vater herum wie Obdachlose um die Suppenküche, und das ist namenlose, unerlösbare Schande“
Noch so ein Zitat aus dem MBS. Wie immer, hat Orlando das „Problem“ meisterhaft erkannt (oder eher aus anderen Quellen abgeschrieben? Keine Ahnung). Es in einen Kontext zu setzen, ist ihm dabei leider nicht wirklich gelungen, vielleicht hat er es auch gar nicht versucht. Keine Ahnung.
Lösungen hat er jedenfalls keine echten anzubieten. Es wird auch dementsprechend mit etwas Pech in einem Absturz enden für Teilnehmer, die vom Magick Male-Zug nicht schnell genug abspringen.
Daher möchte ich euch, wie auch ein Gastautor in seinem Artikel, zurufen:
Springt ab. Ehe es zu spät ist. Lieber weniger Männlichkeit und keinen Lebenszweck als so etwas
Bei Magick Male wird sich kaum ein Vaterersatz oder eine „Einweihung“ in die Männlichkeit finden lassen. Jedenfalls keine echte. Springt ab, ehe es zu spät ist. Bereitet euch auf eine echte Reise vor. Die Typen, die sich abgesetzt haben oder im Telegram jetzt darüber schreiben, wie schlimm es ihnen geht, haben wahrscheinlich mehr Schritte in die richtige Richtung gemacht als viele der sogenannten „Supermagier“.
Bleibt nicht zu lange kleben. Denn Orlando kann oder will seine Rolle nicht mehr übernehmen. Jedenfalls nicht mehr jetzt, wo sie ihm lästig geworden ist.
Hier muss man fairerweise sagen, dass Rolando ein kommerzieller Anbieter von Seminaren ist und realistischerweise solche hohen Erwartungen gar nicht für eine Vielzahl an Menschen erfüllen kann.
Auch wenn er es aus Marketingsicht behauptet und viele Leute es glauben WOLLEN.
Da er in der Realität dann überfordert ist, schlägt er um sich.