Heute zum Thema: „Was kümmert es mich, wenn mein Freund leidet?“
Vor einigen Jahren war ich öfters mal Fallschirmspringen, meistens auf einem von zwei Sprungplätzen aus NRW. Dabei wurde ich zwei Mitfahrer von „Sprungreisen“ nach Spanien, die nicht sonderlich angenehm waren. Anderen ging es aber wohl noch einmal deutlich schlechter, genauer gesagt zweien davon.
Der erste rasselte durch eine falsche Drehung bei der Landung mit Volldampf in einen Graben mit Steinen, und ist nur knapp mit dem Leben davongekommen. Meine ach so coolen Mitspringer konnten sich nicht dazu aufraffen, ihn im Krankenhaus zu besuchen – es war ihnen sichtlich unangenehm. Am Ende habe ich dann einen überzeugen können, und der gute Mann hat sich so darüber gefreut, dass er mich noch mehrere Monate später anschrieb.
Aber das nur nebenbei. Es ist eine schöne Metapher für das, was auch bei MM zu sehen ist – alle eine Riesenfresse und maßlose Arroganz und Machtanspruch, geht es mal schlecht, gibt es maximal Ignoranz, im schlimmsten Fall massive Angriffe. Wohl dem, dem es niemals schlecht geht.
Herzprobleme und eine ignorante Freundin
Die zweite Geschichte ist mir aber viel besser in Erinnerung geblieben. Es ging um einen Springer, bei dem ich im Auto mitfuhr. Urplötzlich klagte er über Schwindel, Unwohlsein, Herzprobleme: Er hatte wohl Angst, Herzrhythmusstörungen zu bekommen, was sich nach einem Checkup im Krankenwagen dann zum Glück nicht bewahrheitet hat. Sehr genau erinnere ich mich aber an die Reaktion seiner weiblichen Bekanntschaft (angeblich seine Freundin).
Während es ihm nämlich dreckig ging, saß sie im Beifahrersitz, und tat so, als würde sie nicht wirklich etwas von der ganzen Situation mitbekommen. Seelig und geistig abwesend lächelnd saß sie da, kein Funken Sorge oder Mitgefühl in ihren Augen: Stattdessen tippte sie auf ihrem Handy herum, und wollte augenscheinlich nichts mit der ganzen Sache zu tun haben.
Ich habe den guten Mann später wiedergetroffen. Er bedankte sich für meine Hilfe (dabei habe ich eigentlich fast nichts gemacht, außer im Krankenwagen für ihn von Englisch zu Deutsch zu übersetzen), es war wohl doch nur Stress. Zum Glück. Was er von seinem Mädel zu erwarten gehabt hätte, wäre es etwas ernsthafteres gewesen, möchte ich gar nicht wissen.
Pärchen auf Jobsuche: Selbes Muster
Schnitt. Szenenwechsel.
Auf einer meiner Touren, auf denen ich oft per Anhalter gereist bin, nahm mich ein junges Pärchen im Auto mit. Meine Anbaggersuche seiner Freundin gegenüber fand der gute Herr nicht so berauschend, also habe ich es sein gelassen und den beiden bei ihren Gesprächen zugehört. Sehr schnell kam raus, dass der Mann bei einem Jobinterview abgeblitzt ist, und auch sonst Schwierigkeiten hatte, einen solchen zu bekommen.
Die Wut war ihm deutlich anzusehen, und tiefste Frustration. Ich hatte den Eindruck, dass hier sehr tiefe Themen dahintersteckten. Wieder fiel mein Blick auf seine Beifahrerin. Etwas nach vorne gelehnt, konnte ich beobachten, wie sie komplett in ihrer eigenen Welt schwebte und irgendwelche Bilder davon hochlud, wie sie auf einer Abenteuertour mit Schlangen herumhantierte.
Beide Erfahrungen lassen sich mit einem Wort zusammenfassen: Die „weibliche Nähe und Wärme“, nach der sich laut Maximilian Pütz („Der perfekte Eroberer) Männer in erster Linie bei Frauen sehnen, lässt sich hier vergeblich suchen.