Als das Teammitglied Alexander Schütze mir einmal im “Save your life” per Videokonferenz gegenüberstand, musste ich sehr an einen alten Schulkollegen denken, der mir vor einigen Jahren wiederbegegnet ist. Nennen wir ihn einmal Dorian G.
In der Schule ist er damals herausgekickt worden, und er wollte es nun wieder schaffen, diesmal in einem Callcenter. Bei Frauen kam er wohl relativ gut an, männliche Ausstrahlung hatte er auf jeden Fall.
Leider schützt das nicht vor der Berufswelt als solcher, und auch nicht vor der Gruppe. Ziemlich schnell hatte er sich wohl “auf die nächste Ebene hochgearbeitet” und versuchte sich sowohl als cholerischer Bastard, als Angepasster, mit Rückzug, mit harter Arbeit. Kurz gesagt, mit so ziemlich allem.
Kleine Arschlöcher unter sich
Mit dabei war in dieser Firma so ziemlich alles. Der verletzte Trainer, der sich “jetzt nichts mehr gefallen lässt” und in der Gruppe vom Hass auf seinem Vater erzählt. Laut eigener Aussage hat er einen guten Kontakt zum Ordnungsamt und ruft jetzt mit einem ekligen Lächeln die Polizei, wenn Kinder in seiner Umgebung zu viel Lärm machen.
Die kleine türkische Version von Mia Lanze die herumbrüllte und “nicht in der Opferrolle ist”.
Die verkopfte Zicke von Projektleiterin, die beim Essen meistens alleine ist und trotzdem bei jedem Regelverstoß sofort ausrastet.
Eines kleines Arschloch namens Rudolf, dass angeblich neutral erscheint, wohl aber sehr aktiv dabei war, zusammen mit den Mädels kleine Machtspielchen und Intrigen zu spielen.
Die einfach nur hochaggressive Arbeiterbraut, die an Papa hängt und eigentlich so strunzdoof ist, dass sie von ihren Kollegen hinter ihrem Rücken lächerlich gemacht wird.
Die mütterliche Frau, die helfen möchte, aber “durch ihren Mann zermürbt wurde”.
Wirklich alles.
Dorian ist schnell weg. Coolness hin oder her…
Aus irgendeinem Grund hatte Dorian das Missfallen seiner Kollegen erregt. Auf einmal saß er weiter hinten im Raum, und es kamen merkwürdige Andeutungen von seinen Kollegen, insbesondere vom “kleinen Arschloch” Rudolf.
Mit einem zynischen kleinen Zischen beschied er mich, was zwischen Dorian und dem Team geschehen sei, gehe mich nichts an.
Dorian versuchte, mit den Kollegen zu sprechen. Er versuchte, sich anzupassen. Er stand mit den Kollegen in der Gruppe. Er war mal nett zu mir und versuchte, “mir zu helfen”, dann brüllte er mich wieder zusammen, weil ich krank war und außerhalb der Pause aufstehen wollte.
… durch harte Arbeit wurde es schlimmer
Überhaupt, helfen. Es richtig machen. Unmöglich, weil jeder nur Befehlsempfänger des anderen war, und alle zusammen Befehlsempfänger unseres Auftraggebers. Alle im inneren aufgescheucht wie eine Horde Affen. Keine Verbindlichkeit, und der Projektgeber, ein großes Versandhaus, das mit dem Buchstaben A beginnt, konnte das Projekt jederzeit wieder entziehen, wenn seine Ziele nicht erreicht wurden oder ihm danach war.
Gleichzeitig war ständig die Angst im Team da, man könnte das Projekt verlieren, ohne darauf eine Lösung zu wissen. Totale Absturzangst allenthalben, gleichzeitig machten sich alle das Leben gegenseitig zur Hölle. Als auf einmal die Anrufabnahmequote nicht erfüllt werden konnte, begann die Panik.
Hocharbeiten, Ideen? Nicht möglich!
Ein angebliches “Mitarbeiter werben neue Mitarbeiter”-Konzept, bei dem ich einige Kontakte herstellte, wollte nicht fruchten, weil niemand eingestellt wurde – auch erfahrene Callcenter-Agenten, die ich online anwarb. Warum? Klüngel, wollten die von mir Geworbenen einfach nicht, Betrug? Nichts genaues weiß man nicht.
Und der gute Dorian war wohl ähnlich drauf wie ein Alexander Schütze. Am Ende wurde er abserviert, versuchte Halt zu finden, wurde abgesägt. Arrivederci, weg damit, Goodbye.
Oh! Und “national denken” wollte dort auch niemand, als ich es einmal andeutete. Und da ich in einer anderen Dependance derselben Firma einmal ein zickiges Mädel, das sich anmaßte, mir Befehle geben zu wollen, mit einem flapsigen “Jawoll, mein Führer!” abkanzelte, war wohl irgendwie das Gerücht entstanden, in der Firma sei einmal “ein echter Nazi” angestellt gewesen.
Was alle gemeinsam hatten? Niemand wollte “in der Opferrolle sein”
Wirklich niemand. Und das hat niemanden geschützt. Die Sache eher (auf Dauer) noch für alle verschlimmert.
Nein. Ein Opfer wollte wirklich niemand dort sein.
Und am Ende waren sie dann doch alle Opfer.
Fazit: “Haha, Mobbingopfer”? Magick Male, ihr macht euch lächerlich
Da kann sich Orlando und sein Team im Feel Different Vertiefungsmodul sonst was noch so über angebliche “Mobbingopfer” lustig machen. Eine Mia Lanze noch so sehr betonen, dass sie “keine Mobbingopfer will”. Ein Bertram noch so sehr glauben, er wäre jetzt sehr männlich, weil Orlando ihn ab und an lobt und er ihm alles nachplappert.
Dorian hat eine Taktik angewandt, andere in meinem alten Nebenjob eine andere.
Gerettet hat sie das nicht.
Auch harte Arbeit nicht.
Denn diese “harte Arbeit”, all die Anweisungen, war eigentlich Teil des Problems.
“Helfen” brachte auch nicht viel. Denn die Frage hier ist doch so oft: “Helfen – aber bei was?”
Die große Verarsche war real.
Deshalb lasst euch nicht verarschen.
Bei Bedarf kann sich wirklich jeder auch von noch soviel Charisma, Ausstrahlung und männlicher Essenz abschirmen, sie ins Leere laufen lassen, den Einfluss sofort wieder abschütteln, nachdem die Person nicht mehr in unmittelbarer Nähe ist, alles gegen dich benutzen.