Lieber Leser,
kennst du das alte Sprichwort des „Elefanten im Raum“? Eine Wahrheit oder Frage, die eigentlich offensichtlich ist, aber irgendwie nicht ausgesprochen wird. Alternativ könnte man auch sagen, dass wir manchmal „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“.
Eine solche Wahrheit sehe ich bei Magick Male schon lange, und ich würde mich freuen, wenn du etwas Geduld hast, während ich diese erkläre.
Macht abgeben: Wo fängt es an?
Zu Beginn möchte ich mit dem Thema „Macht abgeben“ anfangen. Er ist sehr zentral bei Magick Male, und ich verstehe ihn so wie das angebliche Zitat irgendeines griechischen Philosophen, das ich gestern bei Facebook gesehen habe: „Wer dafür sorgen kann, dass du dich aufregst, der hat Kontrolle über dich“. So oder so ähnlich.
Oder, wie Orlando es mal im Foundation-Seminar so schön sagte: „Jeder Verführer weiß: Es geht nicht wirklich darum, wieviel Macht du über Frauen hast, sondern darum, wieviel Macht sie über DICH haben.“ (So oder so ähnlich jedenfalls)
Was bedeutet Macht? Für mich bedeutet sie unter anderem, auf die eine oder andere Art und Weise Kontrolle über einen Menschen zu haben. Sei es durch Manipulation, direkte Gewalteinwirkung oder -Androhung, oder gleich so richtig wie im Film „Inception“: Einen subversiven Gedanken in die Psyche eines Menschen einzubauen, der so geschickt, tief und generell gepflanzt wird, dass die Zielperson ihn gar nicht mehr bemerkt.
Interessanterweise benutzt Orlando zur Untermauerung im MBS ein Zitat von Joseph Göbbels:
„Das ist das Geheimnis der Propaganda; den, den die Propaganda fassen will, ganz mit den Ideen der Propaganda zu durchtränken, ohne dass er überhaupt merkt, dass er durchtränkt wird.“
Quelle: GuteZitate
Ich glaube mich erinnern zu können, dass das Zitat von Orlando hier sinnentstellend verwendet wird, und im Original die Propaganda des „Staatsfeindes“ gemeint ist, und die Aussage keineswegs ein Eingeständnis sein soll. Aber egal.
Was hat das mit Orlando und Magick Male zu tun?
Eigentlich sehr simpel. Orlando sagte selbst, der eigentliche Auslöser seiner Reise zum „richtigen Mann“ sei es gewesen, dass seine damalige Freundin, die berühmte Eiskunstläuferin, ihm halb im Scherz gesagt habe: „Du bist doch gar kein richtiger Mann.“ Das hätte ihn so sehr getroffen, dass er von diesem Zeitpunkt an alles dafür getan hätte, einer zu werden.
Also, noch einmal ganz langsam. Der gesamte Prozess, den Orlando beschreibt, wurde also dadurch ausgelöst, dass jemand bei ihm ein Thema getriggert hat?
Es ist hier aus meiner Sicht ganz einfach: Orlandos „Mannwerdung“ und alles, was damit zu tun hat, basiert darauf, dass eine Frau ihm gesagt hat, er sei keiner.
Noch einmal. Ganz. Langsam. Orlandos Antrieb, der offensichtlich sein gesamtes Leben bestimmt, kommt also daher, dass jemand anderes ihn erniedrigt hat.
Der Elefant im Raum: Orlando gibt seine Macht ab
Und das zu 100%. Wenn jemand anderes von mir einfordert, etwas zu tun, und ich kann gar nicht anders, als das fanatisch auszuführen, dann bin ganz klar ich selbst derjenige, der meine Macht abgibt.
Wenn mein Gegenüber mir grundsätzlich wohlwollend gegenübersteht, ist das vielleicht auch ganz in Ordnung, und verständlich. Wenn aber die andere Seite dadurch einfach immer mehr und immer noch mehr einfordert, oder gar die Wunde „ich bin ja gar kein richtiger Mann“ knallhart ausnutzt, dann ist es wieder eine ganz andere Geschichte.
Ganz besonders fies: Die Magick Males scheinen selbst sehr wenig Kontakt zu Frauen zu haben. Sie machen sich also vielleicht selbst verrückt und erzeugen den gigantischen Standard, an dem viele zu zerbrechen drohen, selbst. Oder haben zumindest einen Anteil daran – In der Illusion, dass es später mal echten Erfolg beim anderen Geschlecht gibt!
Beispiele dafür finden sich insbesondere bei Magick Male zuhauf:
- Bei der „Dame“ in der Runde, Mia Lanze. Papakomplex und die Lust, andere rundzumachen. Dazu dann noch Arbeitswut…
- Bei Orlando selbst, einige Belege findest du im ersten Teil dieser Serie.
„Gib niemals deine Macht ab“: Wenn Beziehungen zum ewigen Machtkampf werden
Ganz perfide ist auch das Gegenteil: Das krampfhafte Bedürfnis, niemals seine „Macht abzugeben“ und in Kontrolle zu bleiben. Zu finden ist das sowohl bei Orlando (siehe den ersten Teil dieser Serie), oder bei Alexander Schütze, dem alleinerziehenden Vater und Assi-Proleten.
Verstehen kann ich das alles, ich tue es selbst oft genug. Allerdings bin ich auch clever genug zu erkennen, dass das ein Kompensationsmechanismus ist, weil ich eben viele Themen noch nicht aufgelöst habe. Diese Selbsteinsicht fehlt bei Magick Male aus meiner Sicht fast vollkommen.
Eine bittere Erkenntnis: Menschen lassen sich ungern in ihren Wünschen einschränken
Egal, wie stark die männliche Ausstrahlung ist: Am Ende des Tages lassen sich Menschen – und insbesondere Frauen – wahrscheinlich nur sehr ungern in ihrem Willen einschränken. Schon gar nicht möchten sie auf Dauer ihr Leben „Downgraden“ und sich mit weniger zufriedengeben. Diese Erkenntnis kam auch in einem alten Podcast von Orlando einmal durch, als er erwähnte, er hätte festgestellt, dass die meisten Frauen „nach einigen Wochen Abenteuer doch lieber zurück zu ihrem alten, braven Versorger gehen“.
Und das kann dann auch gerne einmal mit einem Knall passieren. Im schlimmsten Fall überzeugt sich die werte Dame dann vielleicht davon, sie wäre ja doch irgendwie „missbraucht“ worden – Beispiele dafür lassen sich in der Presse zuhauf lesen. Und da möchte ich dann gerne mal sehen, wie es dann mit der Macht des betroffenen Mannes aussieht. Oder, wie es Orlando selbst in seinem Produkt Mann-Bewusst-Sein auf den Punkt gebracht hat: „Männer haben keine Macht“.
Wahlweise passiert das vielleicht auch nicht. Dafür gibt es dann eine für beide Seiten schmerzhafte Trennung, die massive Wunden reißt.
Ständig Macht ausüben wollen: Eine Garantie für spätere Schwäche?
Ein großes Thema bei Magick Male war vor einigen Jahren einmal das „Loslassen“. Orlando selbst beschreibt, wie für ihn das Thema „Loslassen“ sowohl das einfachste, als auch das schwierigste ist.
Das ist nachvollziehbar, und setzt sich scheinbar auch bis heute fort. Offensichtlich ist er hier mal wieder in eine alte Falle geraten: Denn ständig über alles Kontrolle ausüben zu wollen, ist extrem anstrengend. Entweder, die Dosis wird immer weiter erhöht (so, wie sich Magick Male über die Jahre immer mehr radikalisiert hat), oder aber es folgen irgendwann Nervenzusammenbruch und Burnout.
Vor allem letzteres hat Orlando nach Feel Different laut eigener Aussage erlebt. Auch, wenn seine geliebte Ehefrau das vielleicht mitgemacht hat: Er scheint doch extrem abhängig von ihr zu sein. Ganz sicher kein Vorbild, wenn es um die eigene Gesundheit geht.
Fazit: Viele MM scheinen ihre Themen nicht aufzulösen, sondern sich von ihnen treiben zu lassen.
Das ist menschlich und normal. Es ist aber auch verdammt zerstörerisch.
(Fortsetzung und Vervollständigung dieses Artikels folgt)