Dezember 2, 2024
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Hinweis: Ursprünglich am 29.12.2022 veröffentlicht. Am 1.12.2024 leicht ergänzt.

Wer mit Orlando (bürgerlicher Name: Roland H. Bellstedt) arbeitet, der kennt natürlich seine geliebte „Kugelübung“. Laut eigener Beschreibung ist sie „das einzige Werkzeug, das wirklich negative Emotionen bis hin zu starken Traumata ein für alle Mal auflösen kann„.

Dass dieses Ding etwas bewirkt, ist richtig. Dass die Kugelübung unter Umständen sehr kraftvoll sein kann, auch. Valide ist auch Orlandos Grundphilosophie: Ein Trauma mental bearbeiten und es „wegzudiskutieren“ oder „wegzudenken“ funktioniert oft nicht so wirklich, auch wenn Methoden wie CBT oder ACT natürlich einen ähnlichen Ansatz verfolgen.* Stattdessen wird direkt mit den darunterliegenden Emotionen gearbeitet, und die rationale Ebene praktisch übersprungen oder eher als Störfaktor angesehen. Meine derzeitige Psychotherapeutin (die allerdings in Großbritannien studiert hat) hat mir bestätigt, dass diese Schule durchaus bekannt ist. Natürlich nicht überall und wohl auch nicht unter klassischen Schulpsychologen (vor allem in Deutschland?), aber immerhin.

Richtig ist, dass dabei einiges an „Energie“ frei wird, und das Konzept, ein Thema rein körperlich wahrzunehmen bzw. den eigenen Fokus auf Empfindungen, auftauchende mentale Bilder, und vieles weitere zu lenken und diese dann aus dem Körper „herauszusaugen“ (oder welche Spielart für dich am passendsten ist), ein valides Konzept ist. Finde zumindest ich.

Richtig ist auch, dass zumindest ein Teil eines „Themas“ (eine verallgemeinerte Bezeichnung für so ziemlich alles, was emotional Unbehagen verursachen kann) durch die Übung tatsächlich aufgelöst werden kann – vielleicht sogar beinahe komplett, wenn man es auf die Spitze treiben möchte und es schafft, dranzubleiben.

Auf GuteFrage hat ein User, der auch sehr kritisch über Orlando spricht, geschrieben:

Ach ja, die Kugelübung wurde hier auch schon kritisch angesprochen und ich kann von mir aus sagen: Bei mir hat sie ein paar Male funktioniert.

Quelle: GuteFrage.net, vom User zndmignt

Das kann ich so bestätigen.

Richtig ist auch, dass auch negative Gedanken, die mit dem „Thema“ im Körper verbunden sind, zum Teil nach einer Anwendung der Kugel verschwinden können.

Richtig ist auch, dass der rationale Verstand nicht unbedingt verstehen muss, was das Thema ist, oder worum es genau geht. Und, dass diese Analyse – wie im Punkt weiter oben erwähnt – durchaus störend sein kann, oder das Problem sogar noch verschlimmert oder dazu führt, dass sich die betreffende Person in ihre Themen „verliebt“ und sich mit ihnen identifiziert, statt dieses loszuwerden.

Probleme mit emotionaler Arbeit und der Kugelübung – das große ABER

Richtig ist aber auch, dass die Kugelübung – wie alles, was mit Gefühlen im weitesten Sinne arbeitet, oder gar eine grundsätzliche Änderung hervorrufen soll – massive Schwankungen in der Psyche auslösen kann. Jemandem mit einem akuten Thema zu sagen „dann mach doch einfach eine Kugelübung“, ist aus meiner Sicht fahrlässig. Gefühle wollen gefühlt werden, wahrgenommen werden, und zum Teil auch gelebt werden. Und nicht als feindselige Elemente „weggekugelt werden“.

Bei Magick Male wird sie inzwischen aus meiner Sicht oft so eingesetzt, wie eine zickig-aggressive „Aufsichtskraft“ in Schule usw. einem wütenden Kind entgegenbrüllt: „Zähl bis 10 und beruhige dich!“ Sie wird als Machtinstrument missbraucht, vor allem in der Community. Und der Erfolg einer solchen Methodik ist – wie der gute Orlando Owen selbst einmal gesagt hat – davon abhängig, wie positiv der Klient / Kunde / Teilnehmer / Patient zu der Übung, dem „Therapeuten“ oder „Coach“, sprich, zu der ganzen Geschichte an sich steht. Kein Wunder, dass die ganze Geschichte bei Menschen, die vielleicht durch schmerzliche Erfahrungen sehr misstrauisch geworden sind, oft nicht so funktioniert, wie sie es theoretisch könnte.

Oder, wenn der ganze Kontext bei Magick Male als toxisch wahrgenommen wird. Wie von mir beispielsweise.

Richtig ist aber auch, dass starkes Grübeln oder „Verkopfung“ darauf hinweisen kann, dass hier ein wirklich starkes Thema zugrunde liegt. Oder, dass der Wechsel auf „Arbeit mit Gefühlen“ bzw. „Gefühle wahrnehmen“ sehr ungewohnt und schmerzhaft sein kann. So geht es jedenfalls mir.

Richtig ist aber auch, dass es für einen sinnvollen Einsatz der Kugelübung schon wichtig ist, zu wissen, wo genau die Reise denn hingehen soll – zumindest generell, oder irgendwie von Bauch und Intuition her. Geht es innere Befreiung? Um Ruhe? Oder möchte ich Ballast aus dem Weg räumen, um wieder mehr Energie und Power zu haben? Möchte ich ein Gefühl von Trauer wegkugeln, um dann wieder aktiv zu werden, oder einen Widerstand wegkugeln, der mich daran hindert, die Trauer an sich wahrzunehmen – um dann erst so richtig mit der Trauer in Kontakt zu kommen? Das habe zumindest ich so erlebt.

Richtig ist aber auch, dass Körper, Geist und Seele im Menschen als eine Einheit fungieren. Es ist nicht immer richtig, sicher und vernünftig, ein Thema freizulegen. Wer zum Beispiel Wut freilegt, der kann sich möglicherweise auf sehr unangenehme, soziale Folgen einstellen. Verlust des Arbeitsplatzes oder gleich die Einweisung in eine Nervenklinik, oder vielleicht auch eine größere Empfindlichkeit gegenüber Manipulationsversuchen – all das kann sehr unangenehm und oft auch unerwartet ins Leben treten, und umso krasser, je mehr verkopft oder in ein bestimmtes soziales, berufliches oder familiäres Umfeld dein (oder mein) Leben bestimmt hat. Das ist zumindest meine Sorge und Erfahrung.

Richtig ist aber auch, dass es verdammt gruselig sein kann, wenn eine Kugelübung auf einmal eine noch größere Themenlawine freisetzt, oder zumindest „den Deckel absprengt“. Wer vor Traumata, Verwirrung und ähnlichem in den Kopf geflüchtet ist, der darf sich unter Umständen auf einige sehr unangenehme oder überwältigende Erfahrung einstellen.

Richtig ist aber auch, dass eine Kugelübung auch erst dafür sorgen kann, dass es dem Anwender erst so richtig schlecht geht. Sicher wäre das vielleicht auch bei allen möglichen anderen Methoden, die mit Emotionen arbeiten, der Fall gewesen, und die Themen waren wahrscheinlich sowieso schon da. Ändert aber wenig daran, dass – zumindest vordergründig – die Kugelübung den ganzen Dreck erst so richtig freisetzt. Oder sogar zu noch mehr Frust führt, weil ich mich dann als Ersatz für irgendeine andere Ablenkung anfange, damit zu beschäftigen, wie ich die Kugel und emotionale Arbeit „richtig machen“ sollte. So geht es jedenfalls mir. Oder warum denkst du, dass ich einen ganzen Blog zu diesem ganzen Kram mache, lieber Leser? 😉 Zumindest zum Teil ist es Ablenkung.

Richtig ist aber auch, dass die Verwirrung und Angst noch mehr zunehmen kann, wenn mit der Kugel gearbeitet wird. Das „Funktionieren“ im echten Leben kann darunter leiden. Zumindest geht es mir so. Wer es mit Verkopfung und Ablenkung schafft, z.B. nachts durch einen dunklen Wald zu laufen, ohne die darunterliegende Angst so richtig wahrzunehmen, der wird damit mit Sicherheit seine Probleme bekommen, wenn auf einmal die Empfindungen darunter frei werden.

Richtig ist aber auch, dass bei mir – in einer Phase manischer Depression, in Ermangelung einer besseren Diagnose – die Kugelübung vor allem einen schnellen Wechsel von depressiv in manisch bewirkt hat. Ein Fluchtmechanismus, der damals (ca. um 2015 – 2017 herum) so schnell und automatisch gegriffen hat, dass mir nicht wirklich klar war, was da passiert ist.

Richtig ist aber auch, dass es unter Umständen ziemlich lange braucht, um mit der Übung so richtig „warmzuwerden“. Mir geht es jedenfalls so, und einigen Kommentaren bei Magick Male zufolge, auch einigen anderen.

Richtig ist aber auch, dass es für die Kugelübung für mich tatsächlich oft notwendig ist, mich im Thema zu „suhlen“, und überhaupt wieder etwas spüren zu können. Das wird natürlich ziemlich schwierig, wenn man – wie ich – ob gewollt oder ungewollt sehr auf die Aussagen anderer reagiert, und hier sehr empfindlich ist. Wer möchte sich schon auf Themen einlassen, wenn immer die Angst besteht, dafür niedergemacht oder angegriffen zu werden? Oder andere das Thema auf andere Art und Weise verstärken? Wer möchte denn, z.B. bei Liebeskummer, immer die Nähe anderer suchen? In beinahe jedem Roman – zumindest den guten, die ich kenne – werden die Schwankungen und widersprüchlichen Effekte, die bei einem Trauma hochkommen, ähnlich beschrieben. Beispielsweise in Harry Potter, als Sirius Black stirbt, und er, wenn er alleine ist, zu seinen Freunden will, und wenn er bei seinen Freunden ist, wieder alleine sein möchte…

Ich könnte das hier noch stundenlang so weiterführen. Tatsache ist, dass das Umfeld eine große Rolle bei diesen Dingen spielt, und ich in einem Haifischbecken wie Magick Male wirklich keine große Lust habe, viel zu „fühlen“. Dabei wäre es doch die Aufgabe der Gruppe und der Firma, ein entsprechendes Umfeld zu schaffen, oder? Vor allem, wenn dann noch in massive, tiefe Gefühle und Verletzungen eingetaucht wird. Da gelten dann natürlich noch einmal ganz besonders hohe Ansprüche – finde ich zumindest. Stattdessen werden solche Erfahrungen und Erlebnisse niedergebrüllt, vielleicht auch nicht zuletzt deswegen, weil die Konfrontation mit so vielen, starken Themen anderer die Gruppe oder die einzelnen „Brüll“-Teilnehmer überfordern, oder stark an eigene Themen erinnern.

Es ist aber definitiv falsch, dass…

Es ist aber definitiv falsch, dass die Kugelübung das einzige Werkzeug ist, das emotional etwas bewirken kann, oder Themen auflösen kann. Sie ist eine künstliche Technik, die von so manchem Therapeuten wohl auch kritisch gesehen wird. Ein Leser berichtete mir, dass seine Therapeutin (oder Heilpraktikerin?) diese und ähnliche Methoden als „Manipulation am dritten Auge“ bezeichnet hat, die überhaupt nicht für die eigene Anwendung geeignet wären. Da ich mich in diesem Bereich absolut gar nicht auskenne, kann ich zu dieser Aussage nicht viel sagen. Schreibt mir eure Gedanken und Ideen dazu gerne in die Kommentare.

Es wäre auch komplett unlogisch, wenn sie das „einzig wirksame Werkzeug“ dazu wäre. Denk einmal logisch darüber nach: Der menschliche Körper ist seit vielen, abertausenden Jahren ungefähr gleich geblieben, und ein absolutes Erfolgsmodell. Ergibt es da wirklich Sinn, dass es keine Methoden, Werkzeuge oder Mechanismen außerhalb von irgendwelchen, hochkomplizierten Übungen gibt, die ihm helfen, Schmerz und Stress loszulassen?

Selbst hat Orlando einmal, halb scherzhaft, in einem Bonusmodul des MBS gesagt: „Schau mal, ich muss mich nur kurz aufregen und schon geht es mir wieder gut. Andere Menschen müssen eine Kugelübung machen“. Und Bertram und Orlando haben im Feel Different mehrfach angedeutet, wie gerne sie einfach aggressiv, wütend oder zerstörerisch werden, um etwas loszuwerden. „Das heißt natürlich nicht, dass das der richtige Weg wäre – natürlich nicht *Gelächter*“

Ähm, ja. Abgesehen davon, dass das mal wieder Bände für die vielen Doublebinds bei MM spricht („die Regeln gelten für euch, aber nicht für uns, haha“), zeigt das klar, dass es nicht unbedingt eine Kugelübung braucht, um etwas loszulassen.

Es ist aber definitiv falsch, dass die Kugelübung Themen „komplett auflöst, wo andere Methoden das Thema nur verdecken“. So betont auch Orlando in Nebensätzen immer wieder, dass das Thema immer wieder auftauchen kann – zum Teil sogar noch stärker“. (Mann-Bewusst-Sein Liveevent, die entsprechende Stelle ist auch im Onlineprodukt zu finden).

Möglicherweise kann die Übung das im Grunde genommen. Aber die Aussage, dass bei anderen Methoden „das Thema nur gefährlich verdeckt wird, um dann irgendwann aus dem Nichts wiederzukommen“, ist mit Vorsicht zu genießen. Ähnliches passiert schließlich auch bei Anwendern der Kugelübung, etwa, wenn das Thema noch nicht komplett „erlöst“ ist.

Auch bei anderen Methoden wird immer wieder erwähnt, dass ein Thema sich unter Umständen immer mal wieder melden kann. Wo ist denn da der große Unterschied zur Kugelübung?!

Ob die Kugel wirklich besser funktioniert als andere Methoden, kann ich nicht beurteilen. Methoden wie EMDR, Somatic Experiencing in einigen Formen beschäftigen sich auch mit Traumata und scheinen zumindest gewisse Erfolge zu erzielen, und der Klassiker – weinen! – kommt mir oft natürlicher und authentischer vor. Wobei ich dazusagen muss: Weinen konnte ich oft erst nach einer Kugelübung, also, nachdem ein Widerstand oder ein Stück Thema damit aufgelöst worden war.

Es ist aber definitiv falsch, dass Kopf und Verstand bei der ganzen Sache gar keine Rolle spielen. Ohne Verstand läuft im Leben eines Erwachsenen wohl nicht wirklich viel, es sei denn, alles spielt sich nur in einem sehr kleinen Umfeld ab. Wer eine wirklich verantwortungsvolle Aufgabe hat – und genau diese „Verantwortung“ wird bei Magick Male ja erst so richtig gepusht! – der kann es sich wohl kaum so wirklich leisten, wenn der Verstand auf einmal kippt, Verwirrung eintritt, oder was auch immer da alles so geschehen kann. Verantwortung und sich durch das normale Leben kämpfen ist – vor allem, wenn die Zeiten schlecht oder das Umfeld neurotisch und unzuverlässig ist, oder, wenn man auf die Hilfe und die Zusammenarbeit anderer angewiesen ist – wie z.B. ich bei meinen neuen, beruflichen Projekten, oder meine Eltern (mein Vater ist schwerbehindert und benötigt ständige Pflege, der Vermieter macht Ärger, usw.) – oft nicht vereinbar damit, an Themen zu arbeiten, oder sich durch einen Wust von Zeugs „durchzukugeln“. Mit allem, was damit so verbunden ist – Wutattacken, plötzliche Trauer, Verwirrung, etc.

Es ist aber definitiv falsch, dass durch die Kugelübung unbedingt immer Erleichterung eintritt. Ich habe es oben schon geschrieben, aber weil es so wichtig ist, betone ich es noch einmal: Die Kugelübung bzw. die Arbeit mit Emotionen als solche – oder Therapie! – kann erst recht eine ganze Lawine an Themen ins Rollen bringen. Das Thema „anstechen“. Und dann „durchzukugeln“, ist eine Kunst für sich.

Und außerdem…

Orlando sagt, aus dem Kopf in seinen Körper und seine Themen zu kommen, wäre das beste, was dem Teilnehmer jemals passieren konnte. Nicht unbedingt. Und es hat seine Konsequenzen. Und kann vor allem bei harten Traumata oder was sich da noch so alles angesammelt hat, extrem gruselig sein. Mit allen Folgen, die das aufs Leben haben kann.

Habe ich es richtig getroffen? Decken sich meine Überlegungen und Erfahrungen zum Thema mit den euren?

Schreibt es mir gerne in die Kommentare!


Fußnoten:

* Besagter Psychotherapeutin habe ich den Text für eine kurze Überprüfung zugesandt. Sie gab zu bedenken, dass die Theorien hinter ACT und CBT von mir stark verkürzt dargestellt, bzw. hier auch leicht verfälscht werden. Es sei mir verziehen.

2 thoughts on “Der Bullshit mit der Kugelübung

  1. “ – Gefühle wollen gefühlt werden, wahrgenommen werden, und zum Teil auch gelebt werden. Und nicht als feindselige Elemente “weggekugelt werden”. -“

    – das erstere ist das was du mit der Kugelübung machst. Du nimmst sie wahr, verarbeitest sie intensiv, gibst ihr eine Bedeutung und dann lässt du sie los.

    Wenn es wirklich was zu Kugeln ist, nützt dir die Emotion an sich, ohne sich drauf einzulassen und sie zu erlösen, gar nichts. Für was brauchst du sie, außer um etwas daraus mitzunehmen?

    Vielleicht wird sie auch so weggehen, vielleicht auch nicht. Ich tippe eher auf nicht. Und wenn du dich nicht kontrolliert drauf einlässt, was du bei der Kugelübung machst, wirst du dich in deiner Zwischenzeit mit Sicherheit nicht effizienter mit der Emotion auseinandersetzen.
    Du schiebst sie in den Schatten.

    Und die Folgen im echten Leben wenn du mit akuten Themen herumläufst, sind dabei noch nicht erwähnt.

  2. Hallo Niklas,

    ich habe mir die Freiheit genommen, deinen ersten Kommentar so zu korrigieren, wie du es im zweiten angefragt hattest („akute Themen“ statt „Aktien Themen“).

    Zu deinem Kommentar, here is my take of that. Meine Erfahrungen sind die folgenden:

    „Wenn es wirklich was zu Kugeln ist, nützt dir die Emotion an sich, ohne sich drauf einzulassen und sie zu erlösen, gar nichts. Für was brauchst du sie, außer um etwas daraus mitzunehmen?“

    Weil sie nun einmal da ist, und mir vielleicht etwas sagen will. Wenn ich jede „negative“ Emotion, die auftaucht, nicht zuerst zulasse (oder vielleicht eher die „Kette“, die dahintersteckt – siehe die Metapher mit dem Transatlantikkabel aus dem Foundations, wenn du sie kennst), sondern mir immer sage „kugel sie weg!“, dann gehe ja per Definition mit der Intention rein, sie „loszuwerden“.

    Da schreit dann schon alles.

    Du schreibst zudem:

    „Und wenn du dich nicht kontrolliert drauf einlässt, was du bei der Kugelübung machst (…)“

    Ich habe das nie aus „kontrolliert“ empfunden. Wenn ich mich auf Gefühle einlasse, kommen sie bei mir in einem Irrsinns-Tempo rein. Diese „Kaskade“ haben mir, GLAUBE ICH – in der ein oder anderen Form – auch schon zwei andere Teilnehmer bestätigt. Siehe den Gastbeitrag „MM – Der Weg zur psychischen Gesundheit“? Warum ist er sonst in eine Depression abgerutscht?

    Gerade dann bin ich am verwundbarsten. Und nach einer Kugelübung geht es zwar in der ersten Millisekunde vielleicht besser – dafür jagt es dann so heftig hinterher, dass ich es mir noch tausendmal so schlecht geht. Und zwar so stark, dass jeder „positive“ Effekt verpufft.

    Klar, nach einigen Wochen fällt mir dann wahrscheinlich mal auf, dass sich wirklich etwas gelöst hat. Dafür darf ich dann aber erstmal ein paar Wochen wegdrücken, um nicht vollkommen erschlagen zu werden.

    Das ist zumindest meine Erfahrung.

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