Dezember 2, 2024
abstu3rzen

Hinweis: Dieser Artikel ist spekulativ. Manch einer würde behaupten, er würde vor allem auf „Projektion“ basieren, ich dagegen würde eher davon sprechen, dass ich eigene Erfahrungen und Beobachtungen aus Forum, Telegram und auch Aussagen von Orlando „extrapoliere“. Ob ich den Begriff jetzt aus Sicht eines Wissenschaftlers richtig verwende, sei mal dahingestellt.

Der Leser mag selbst entscheiden, ob meine Sichtweise sich mit der Realität deckt oder nicht.

Es ist so eine Sache mit Magick Male. Ich als sehr emotionaler Mensch habe mich sehr von Orlandos Reden und (vermeintlichen?) Erfahrungen angesprochen gefühlt. Merke, dass ich hier den Begriff Erfahrungen mit „vermeintlich“ ergänzt habe. Das ist kein echter Vorwurf oder eine Anklage – ich weiß es einfach nicht. Orlando wirkt für mich als Mensch auf der Bühne irgendwie stimmig, ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall berichtet er von psychischen Grenzerfahrungen, und viele seiner Geschichten wirken auch authentisch auf mich. Ich glaube, mich wiederzuerkennen, ich glaube, aus seinen Metaphern etwas ableiten zu können, dass mir auch bekannt vorkommt. Und ich bilde mir auch ein, zu erkennen, dass seine Erfahrungen mit solchen Ausnahmezuständen sich mit den Erfahrungen decken, die ich beim Erleben von Themen auch gemacht habe.

Manch einer mag jetzt mal wieder „Projektion“ schreien. Gott, wie ich dieses Wort hasse. Es führt dazu, dass ich in diesem doch wahnsinnig komplizierten Prozess meinem eigenen Verstand nicht mehr glauben mag, und meine eigenen Gefühle für reinen Wahnsinn gehalten habe.

Einerseits heißt es, der Teilnehmer solle sich wieder mit sich selbst verbinden. Andererseits kommen dabei auch allerlei Ängste hoch. Und die Stimmung bei Magick Male scheint eher dafür zu sorgen, dass der Teilnehmer sich noch viel weniger traut, verwundbar zu sein oder sich so zu zeigen.

Gut getroffen? Nein? So geht es jedenfalls mir.

Die Abstürzenden in der Community

Im Selbst-Bewusst-Sein Workshop 2015 schwebte Orlando mal wieder in seiner kleinen Wolke. Wie immer, kommt in diesem Zustand alles Mögliche von ihm, was sich sehr verworren anhört, aber sich dann doch – wie oben beschrieben – mit meinen Erfahrungen deckt.

Er beschreibt den Umgang mit schwierigen Themen mit einer Metapher. Ein Flugzeug fliegt durch einen Sturm. Mitten im Sturm beginnt es auf einmal, abzusacken. Die Mannschaft versucht das, mit allen Mitteln zu verhindern: Sie reißt den Steuerknüppel nach hinten, die Nase geht hoch und immer weiter nach oben.

Und es kommt zu einem Phänomen, dass jedem Piloten bekannt sein sollte: Strömungsabriss. Das Flugzeug steigt so steil, dass die Strömung um die Tragflächen abreißt. Und so fällt es zu Boden.“. *

Orlandos Fazit: „Manchmal muss man ein Gewitter unterfliegen“.

Diese Geschichte interpretiere ich so, dass es manchmal notwendig ist, sich wegzuducken. Oder so, dass es, wenn es mir schlecht geht, es nicht zu raten ist, sozusagen künstlich zu versuchen, es „unter Kontrolle“ zu bringen, sondern den Absturz nach unten praktisch mitzumachen.

Kompliziert, aber nachvollziehbar. Denke ich.

Und niemand schreibt darüber…

Niemand schreibt wirklich darüber, wie es ihm in schlechten Phasen geht. Fast niemand. Einzelne Beiträge finden sich, aber leider ist es für mich unberechenbar, ob darauf Hilfsversuche oder lautes Gebrülle von „Opferrolle“ und „hör auf zu Jammern“ kommen.

Aber es gibt sie. Vereinzelt. Und auch im Telegram sind sie zu finden. „Es fühlt sich so an, als hätte ich PTSD entwickelt“, schreibt da einer (eine Diagnose, die mir meine aktuelle Psychotherapeutin auch gestellt hat). Ein anderer schrieb ungefähr: „Die Dunkelheit verschlingt mich. Es ist so, als würde es niemals enden. Ich mache Kugelübungen wie ein Verrückter, aber es hilft einfach nichts.

Wieder ein anderer berichtet davon, dass er Geister und Dämonen um sich herum spürt. Was ich unter Einfluss von Psilocybin auch schon einmal kurz gemacht habe, oder zumindest eine Ahnung bekommen habe, was damit wohl gemeint sein könnte. Oder wahlweise, wenn ich mich einmal zu sehr auf meine Themen einlasse und mich entspanne.

Hier scheint es sich um einen sogenannten Core Belief oder ein Trauma zu handeln, was „angestochen“ wurde. Und es ist schon sehr bezeichnend, wie wenig darauf in den Gruppen eingegangen wird.

Keine Nachricht vom Team, jedenfalls nicht öffentlich. Kein Wort von Orlando.

Und ich hätte in so einem Zustand (den ich auch bei mir seit Jahren immer wieder spüre) furchtbare Angst, dass dann die ganze Community auf mich losgeht. Denn hier geht es um Ausnahmezustände. Und auf diese reagiert die Community unberechenbar.

Zu peinlich? Zu dumm? Zu kindisch? Zu viel Opferrolle? Mir fällt immer wieder auf, dass sogar die Teeny-Abenteuerbücher, die ich früher sehr gerne gelesen habe, sehr viel anschaulicher und menschlicher solche Dinge offen beschrieben haben. Wahlweise auch die „Verwirrungen des Zöglings Törleß“, ein Buch, dass ich mich damals nur in kleinen Teilen getraut habe, zu lesen. Und auch alle möglichen, als „kindisch“ verschriene Verhaltensweisen sind wohl möglich, um solche Zustände zu kompensieren, oder um mit diesen Gefühlen umzugehen. Zu gut Deutsch: Drama. Blödsinn machen. „Zu viel Aufmerksamkeit wollen“ (böse!).

Oder „wild um sich schlagen„. Orlando tut das schließlich oft genug, Mia Lanze und Alexander Schütze aus dem Team lieben es, Teilnehmer herunterzuputzen und zu erniedrigen, und so mancher Teilnehmer benimmt sich gerne entweder tyrannisch oder kindisch. Oder gleich beides zusammen.

Keine Unterstützung. Und es kommt noch schlimmer.

Wie reagiert die Community wohl auf so etwas?

Was denkt sich der einzelne in den Telegram-Gruppen? Vielleicht schämt sich der ein oder andere, den hohen Standard nicht durchgehalten zu haben? Oder hat er Angst, niedergemacht zu werden, weil er vermeintlich „eingeknickt ist“? Vielleicht möchte so mancher auch gar nicht eingestehen, wie er von anderen niedermacht wurde, sei es von seinem Chef, oder von der Androhung eines Impfzwangs, oder sonst etwas Fiesem?

Ein Teilnehmer namens Arthur (Name, wie immer, geändert), hat sich z.B. impfen lassen. Er hat sich daraufhin aus den öffentlichen Diskussionen zurückgezogen und beschrieb mir, wie „eine seltsame Ruhe über ihn gekommen ist“, nachdem er das getan hat. Was das wohl in der Community für einen Effekt hatte? Wird sich manch einer klammheimlich selbst geimpft haben, aber sich in der Gruppe trotzdem schön weiter als standhaft dargestellt haben?

Passt es überhaupt ins Selbstbild dieser Community, „Opfer zu sein“? Und wie reagiert man in der „Redaktion“ von MM darauf? Wird es überhaupt wahrgenommen, oder gilt hier das Motto „was nicht sein kann, das nicht sein darf“?

Fragen über Fragen. Aber wahrscheinlich lässt sich die Antwort unserer Lieblingshelfer im Elfenbeinturm bei St. Petersburg auch in folgendem Dialog aus einem der Academy Talks finden. **

Was ein verzweifelter Teilnehmer vom Team zu erwarten hat

Mia Lanze: „Es ist einfach der Punkt erreicht, wo ich einfach keinen Nerv mehr habe. Es sind eben die paar Männer (sie beginnt, herumzukeifen und zu jammern wie ein kleines Mädchen), die meinen, nur weil sie laut sind … Also, warum könnt ihr euch nicht einfach verbessern, ihr wenigen Ausreißer. Andere entwickeln sich doch auch so gut! Nein, ihr seid keine richtigen Männer, tut mir leid.“

Und darauf antwortet Orlando:

Orlando: „Das muss dir nicht leidtun, Mia. Ich entschuldige mich nie für solche Statements.“

Das Fazit: Die Botschaft kommt bei der Community an

Kein Wunder, dass sich viele ihren Core Beliefs nicht stellen wollen, oder so wenig davon in der Community wirklich auftaucht und diskutiert wird. Kein Wunder, dass die Community toxisch wird, wenn es jemandem ernsthaft schlecht geht. Kein Wunder, dass der ganze Laden so unfassbar giftig reagiert.

Es scheint so, als könnte Magick Male beizeiten so richtig gefährlich für Teilnehmer werden. Oder, wie es der Gastautor Müller in seinem Artikel so schön formuliert hat:

(Orlando steht) sein Schatten und seine Selbstüberschätzung sehr im Weg, sodass er auch viel Schaden anrichtet (anstatt wirklich zu helfen).

(…)

Es ist hochproblematisch, dass hier Leute, die selbst massive Themen mit sich herumschleppen, auf Menschen losgelassen werden, die sich teilweise in einer psychischen Ausnahmesituation befinden. Das Verhalten vieler Foristen ist richtig ekelhaft und gruselig, wobei sich hier schon deutlich sektenhafte Züge zeigen.

Gastautor Müller in seinem Artikel, der hier zu finden ist.

Fußnoten:

* Wahrscheinlich schreit bei meiner Erklärung jeder Bauingenieur und Physiker laut auf – es ist eine Metapher, die ich hier fast garantiert physikalisch falsch wiedergebe. Es möge mir verziehen sein. Ob Orlando wirklich gemeint hat, was ich daraus herausgelesen habe, weiß ich nicht: Eine falsche Darstellung möge er mir verzeihen. Die Geschichte scheint auf dem Unfall von Flug 447 der Air France zu basieren.

** Welcher Podcast es war, ist dem Autor dieses Artikels bekannt. Aus gewissen Gründen möchte ich hier allerdings nicht zu konkret werden. Daher ist der Dialog auch leicht abgeändert. Tonfall und Inhalt sind beibehalten, der Kontext, aus dem diese Zitate entsprungen sind, ist ein etwas anderer als der dieses Artikels. Ich denke aber, dass es trotzdem gut zu diesem Artikel passen sollte. Und die Geisteshaltung bei Magick Male sehr gut widerspiegelt.


PS: In eigener Sache

Ein Leser, mit dem ich am Telefon gesprochen habe, erzählte übrigens, „fast jeder“ in seiner kleinen Gruppe „hätte eine Story zu mir“. Inklusive Dinge wie, wie ich auf dem Feel Different meine Geldbörse verloren hätte, oder auf dem FAMP 2017 gekotzt hätte.

Geht sterben, ihr kleinen Spasten. Für euch schreibe ich hier ganz sicher nicht.

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